BONEHOUSE - TOURTAGEBUCH

VON DER "Kalle, rück den Mexikaner raus!"-TOUR 2004

Moin, liebe Leser!

Gibt es so was wie BONEHOUSE-Tourtagebuch-Stammleser? Egal, allen sei viel Spaß gewünscht mit unseren Eindrücken von den Gigs dieser Tour, die jeweils am Folgetag sofort niedergeschrieben wurden, als der Tourbus wieder anrollte. Den Hauptteil hab wieder ich, Philipp, geschrieben, aber dieses Mal konnte ich auch Kalle, Späthi und MC Hackmann für einige Beiträge gewinnen. Und loooos geht’s:

   
06.05.2004 Lille, „Urban Chaos“
07.05.2004 St. Brieuc, „LE WAGON“
08.05.2004 La Ferriere, "Matsa Café"
09.05.2004 Follainville, "L’Arsen"
10.05.2004 Besancon, "Café Asylum"
11.05.2004 Freiburg, "Juchas Waschsalon"
12.05.2004 Coburg, "Juz Domino"
13.05.2004 Berlin, "La Casa"
14.05.2004 Neuruppin , "Protzen Open Air"
15.05.2004 Sarstedt, "Klecks"




06.05. 2004
Lille, „Urban Chaos“
BONEHOUSE, (SICK ON THE BUS)

UP THE “FINLAND-PUNX”!
Viel zu lange ham wir Studioluft geschnuppert – nu wird es Zeit mal wieder amtlich zu zocken. Dat Osterwochenende war schon ein guter Vorgeschmack, aber es geht doch nix über eine richtige Reihenfolge von mörderischen Punkrockshows! Tod, Blut und Boller immer auf unseren Fersen. Und Hacke nicht zu vergessen! Der ist dieses Mal als „Verkäufer“ mit an Bord. Wer ist eigentlich Hacke? Hacke, auch genannt MC Hackmann, auch genannt „Master Of Ceremony“, auch genannt „die morbide/mobile Schmeißfliege“, haben wir über RAWSIDE kennen gelernt. Für die macht er alles an Shirts, Aufnähern etc. und wenn sie unterwegs sind, steht er hinterm Tresen! Dieser Vollzeitfreak macht mittlerweile auch für uns den ganzen Merch-Kram und da man von einem akuten Fall gegenseitiger Zuneigung sprechen kann, haben wir ihn dieses Mal an Bord. Hacke macht nicht nur Shörts, ab und zu malt er auch irgendwat an. Die Tage vor unserer Tour hat er gerade in Hamburg verbracht und in einem riesigen Kraftaufwand die Vorderfront eines Gebäudes der Hafenstraße verziert. Dementsprechend fertig ist Hacke, als wir ihn in Hamburg abholen und ihn halb besinnungslos in unseren Bus zerren...

Wat ist noch neu? Martin hat sich ’nen fetten Bus besorgt, natürlich nicht ohne Blick auf das ständige Löhnen für Leihbusse. Damit ist jetzt Schluss, ab jetzt sitzen wir im eigenen 9-Sitzer Marke Ford Transit. Yeah!
Heute also Lille, dat liegt im Norden Frankreichs. Der Gig ist erst vor wenigen Wochen dazugekommen, was ein Glück ist, denn sonst hätten wir an einem Stück 1400 km nach St. Brieuc fahren müssen. Nach Lille isses nur die Hälfte der Strecke.
Lille erweist sich als riesiger Moloch mit ca. 1,5 Millionen Einwohnern. Das ist sozusagen auch die Hauptstadt dieser Region. Leider ist unsere Wegbeschreibung fürn Arsch und wir kurven stundenlang durch Lille um den Klub „Urban Chaos“ zu finden. Durch die Hilfe überaus freundlicher Franzosen, die sogar die halbe Strecke vor uns herfahren, finden wir schließlich hin. Boller findet den Laden als erster: „Aller, 100% Punk! Und schon voller Zecken!“ ruft er begeistert. In der Tat: Das URBAN CHAOS ist ein richtig amtlicher Punkrockschuppen, schön klein, dreckig und gemütlich. Um das Ding dort durchziehen zu können, ham die Veranstalter einfach einen Privatclub daraus gemacht, ’nen „Club Privé“. Bevor man den Laden betritt, muss man seine Adresse in so’n Buch klieren und kriegt dann einen Mitgliedsausweis für einen Tag. Die Leute sind sehr geil drauf, begrüßen uns mit Küsschen und Bier. Ruckzuck wird aufgebaut und die Mikes werden gecheckt. Auf dem hiesigen Plakat gleich zwei Überraschungen: BONEHOUSE kommen aus Finnland (huch!) und spielen hier heute mit SICK ON THE BUS. Nur sind letztere noch nicht hier und um es vorwegzunehmen: Sie kommen auch nicht mehr. Schwer zu finden isses ja auch!?

Yo, ein geiler Auftakt. Der Sound ist schön räudig, die Punks guter Dinge. Mir fällt gleich auf, dass hier ALLE Bier saufen, selbst die Poger vor der Bühne krallen sich an ihren Pullen fest. Es wird aber auch unglaublich viel gekifft. Die Luft ist so dermaßen grasgeschwängert, dass es beim Singen regelrecht in der Kehle kratzt....Die Kommunikation ist sehr schwierig, aber manche können etwas Deutsch, einige wenige sprechen Englisch und wir können ja etwas Französisch seit unseren letzten beiden France-Trips (Pete kann sogar ein frz. Kinderlied singen, was sich wohl ziemlich krank anhören muss, denn die Leute schmeißen sich ziemlich weg, als er es singt). Einige kennen unsere Platte, die über MASS PRODUCTIONS in Frankreich als LP rausgekommen ist. Ist das geil – man fährt nach Frankreich und da sind Leute, die die Texte mitgröhlen!!
Nach dem Gig lernen wir noch mehr frz. Sätze. Uns wird versichert, dass wir Sätze wie „Wagon, tetes de cons“ oder „les butons seu tent le poisson“ ruhig bei unseren Gigs auf der Bühne sagen können. Hmm, wenn das mal kein Schweinkram ist...
Punks haben es hier in Frankreich wohl nicht leicht. Gerade als Frau mit punkigem Outfit wird man von den Prolls und Spießern ziemlich drangsaliert, angegrabscht und diskriminiert. Die Köchin erzählt, dass sie deshalb in Belgien wohnt, wo es wesentlich relaxter sei.
Nette Party, amtlich Spaghetti & Bier und dann heißt es auch schon Matratzen horchen, man will ja noch vier weitere Gigs durchziehen, bevor der erste und einzige Day-off ansteht.

Kalle sacht:
„Alles kann, alles muss!!
Stella Artois rules!
Up The fuckin’ punx!
Chaos in Francaisee!
Ce fait vontrer tes seins!

Ein gelungener Auftritt und Start – viva la France – fuck your borders – destroy Festung Europa – sowie geiler Einstieg in das Feeling wieder mit den Jungs unterwegs zu sein. Ein Gefühl, was nur schwer zu beschreiben ist. Billig abzutun, man muss dabei gewesen sein. Aber dafür haben wir ja das Tagebuch, das wir jetzt hier Freitag, 07.05., 13.30 Uhr voll lullen können. Dank dem ’Schreibwütigen’ und Pete, der uns (Philipp, MC Kackvogel, Späthi und mir) gerade ’ne geile Stulle gemacht hat. Aber jetzt schweife ich ab. Eigentlich wollte ich über den gelungenen Auftritt schreiben! Allem voran stand eine endlose, nie enden wollende Reise ins Frankenland. Dank der Fremdsprachenkenntnisse unseres Fahrers Boller Egoldt konnten wir dann doch in die richtige Direktion gewiesen werden. Mann, Respekt, was kann der Mann sich doch artikulieren, wenn es darum geht, die BONEHOUSE-Junx ins URBAN CHAOS zu bringen. Hier und jetzt noch mal ’nen fetten Schmatzer an Boller, der uns immer heil und sicher von Club zu Club gefahren hat und fahren wird! Angekommen im URBAN CHAOS in Lille entpuppte sich dies als ultimativer Punkrock-’Club’, denn als Mitglied genießt man in diesem Laden so seine Vorteile. ’Leche man cul’, so wurden wir begrüßt. Jedes Mitglied hat einen Ausweis, ähnlich dem Perso, mit Foto und so, um so den Vereinscharakter zu haben. Immerhin spät angekommen, herzlich begrüßt, wurde das Equipment zügig aufgebaut. Eine Bühne, die nicht größer ist als meine Küche (und in meiner Küche kann man sich, wenn man das Inventar abzieht, ein paar Mal drehen und man ist durch). Egal, aufgebaut, gerockt und Spaß gehabt. Kleine Komplikationen wurden im wahrsten Sinne des Wortes spielend beseitigt. ’Der flutscht immer durch’, sachte er (Anm: Gemeint sind Martins Basssaiten, die sich zunächst nicht aufziehen ließen). Aber nachdem ’ne neue Saite am Start war, gings mit ’Riot Police’ weiter. Frappes sur la tete! Leider waren SICK ON THE BUS (Birmingham, UK) nicht am Start. Weiß der Teufel, wo die Asis verreckt sind. Immerhin, wir haben trotzdem unseren Spaß gehabt. Erster Tag – voll verausgabt. Beste Vorraussetzungen, weitere 10 Tage durchzurocken. Hier und jetzt alle netten und neu dazu gewonnenen Freunde + Freaks aufzuzählen, würde mir etwas schwer fallen. Spontan fällt mir natürlich der Organisator ’Casket’ ein (’Marseille Punx’ rules!“), außerdem Stephane (Danke für Sprit und bett, na ja, die Hälfte davon), Mathien (Tresen Chaos Asis rules) etc. Und jetzt sitzen wir wieder in der Kiste, der Wind pfeift durch die Ritzen, es wird gemeckert über die neue DISTILLERS-CD. Jetzt ist Stop, Pipi machen muss man, kann man nix dafür. MC Hackmann kriecht aus dem Wagen und liegt im Rinnstein. Wehe, der kackt ab! Ab geht er!“

Fotos vom Gig auch auf http://fragmentsdeconcerts.free.fr

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07.05. 2004
St. Brieuc, „LE WAGON“
BONEHOUSE, SICK ON THE BUS, LOUT SOCIETY KÜSE, DOBERMANN, KOMMANDO PERNOD

BLOOD, SWEAT AND NO TEARS…
15.35 Uhr: Hacke is afglitscht – liegt zwischen den Sitzen und der Tür… Hatter wohl doch zu wenig gepennt.Dafür überzeugt Kalle uns mit Ultralogik: „Ich find’, wo uns die Leute hier kaum verstehen, sollte Philipp mehr Ansagen machen“ oder „Ey, is der Bus geil! Sogar ich kann hier aufrecht stehen und ich bin der Kleinste!“

Die Strecke ist wie gesagt genau so lang wie am Tag zuvor, also ca. 750 km. Ich liebe es ja im Bus zu sitzen, Bier zu saufen und zu lesen. Heute krieg ich drei Fanzines durch. Alter Franzecke, was ist der WAGON für ein amtliches Squat! Wir waren ja schon in einigen legendären Squats wie „Ungdomshuset“ in Kopenhagen, „Köpi“ in Berlin oder „KuZeB“ in Bremgarten, aber dat Ding muss sich da nicht hinter verstecken. Richtig sympathisch, hinter der (verdammt großen) Halle steht in der Tat ein fetter Zug (riesiger Wagon halt) und dahinter mehrere schön schräg und schief genagelte Tresen. Ein kleiner Bauwagenplatz schließt sich auch noch an. Wie kommen die Punks an so einen Schuppen? Nu, die Stadt hatte keinen Bock mehr auf all die Asis au der Straße und hat daher dem Scum (aus ihrer Sicht) dieses Teil zur Verfügung gestellt! Und das Ding liegt auch noch mitten am Wasser an einem kleinen Hafen (ist ja der Ärmelkanal hier)!
Wir sind so gegen 19:00 Uhr da, alles geht aber relaxt vonstatten und wir erfahren, dass es erst gegen 22:00 Uhr losgehen soll. Hm, fünf Bands stehen auf dem Billing und wir auch noch als die letzte. Man kann sich also auf eine lange Nacht einstellen...

Wir freuen uns, unseren frz. „Plattenboss“ Vince sowie MASS PRODUCTIONS-Mitarbeiter Fabian und Henry Harry zu treffen. Da werden Erinnerungen an Rennes (mit TV MEN und PSYCHO PUNCH) oder dat BLASTING DAYS Open Air letztes Jahr wach. Auch mit den Einheimischen werden wir schnell warm. Man kennt diverse Leute noch vom Sehen. Völlig urig ein Typ namens Cab, der offenbar ständig unter Strom steht, einem permanent sämtliche Drogen anbietet und wie ein Wasserfall mit heiserer Stimme rhabarbert. Als wir die Drogen ablehnen, guckt er etwas überrascht, präsentiert uns dann selbstgebrannten Schnaps, der richtig in die Rübe klatscht.
Hacke strahlt über beide Backen: Schön viel Platz am Merch-Stand. Dat ist insofern wichtig und geil, weil der Knabe ein mörderisch großes eigenes Merch-Programm mit Shirts, Nieten, Aufnähern und allem, was der Punk noch so braucht, am Start hat, von dessen Verkauf er lebt.
Beim leckeren Essen treffen wir auf die Jungs von SICK ON THE BUS. Sie hatten gestern ein Problem an der Grenze, einer von ihnen hatte keinen gültigen Ausweis dabei und die Grenzer ham ihm prompt die Einreise verweigert. Irgendwie sind sie dann per Fähre woanders rüber, aber für Lille war es zu spät und leider hatte Vince vergessen ihnen die Nummer vom Club zu geben.
Die Zeit verstreicht – ENDLICH beginnen KOMMANDO PERNOD um 23:00 Uhr. Tatsächlich kommen auch jetzt erst die Leute! Bei der Band ist dennoch nicht viel los – ehrlich gesagt sind die auch nicht so pralle. Scheinen noch nicht so recht zu wissen, was sie musikalisch ausdrücken wollen. Eine Sängerin und ein Sänger teilen sich den Gesang, wobei aber beide den Eindruck erwecken, sich in ihrer Haut nicht richtig wohl zu fühlen.
Der totale Hammer aber dann LOUT SOCIETY KÜSE – fettester Grind/Crust mit ’ner absoluten Wildsau am Mikro. Da geht schon der Ratz ab im Wagon, der sich jetzt so langsam füllt und später zwischen 500 und 800 Nasen birgt. Das gnadenlose Gebretter versetzt die Leute gut in Pogolaune – umso schöner die Info, dass wir morgen wieder mit denen spielen!
Eher traditionellen Punkrock bieten dann DOBERMANN. Schön nach vorne, schön fix und mit charismatischem Gesang. Das Volk feiert, schmettert mit und spritzt mit Bier. Etwas nervig allerdings, dass die Band über 1 ½ Stunden spielt, obwohl noch zwei Bands kommen und es auf 2:00 Uhr zugeht. Doch die Franzecken sind offenbar standhaft, es scheint wirklich niemand an den Nachhauseweg zu denken.
So räumen SICK ON THE BUS vor voller Hütte zu 100% ab. Der Sound ist geil, der räudige Straßenpunk mit fast forward-Bratze geht voll in die Rübe. Zudem die Typen auch so herrlich nach 100 Jahre Touren aussehen (Klampfer spielt auch bei den VARUKERS) und mit ihrer typisch UK-rüden Art den Sympathiefaktor steigen lassen. Dass die Franzosen Engländer nicht so mögen, merkt man jedenfalls absolut nicht.
Als wir endlich alles fertig haben und anfangen können, ist es ungelogen 4.00 Uhr! Normalerweise tödlich, aber in Squats laufen die Uhren ja oft anders und speziell hier offenbar sowieso. Jedenfalls ist der Mob schon voll am Zocken, als wir kurz den Sound checken. Und Vince hat „Onward To Mayhem“ gut unters Volk gebracht: Ich denk, ich spinne, als ich beim Mikrocheck „This Means Nothing“ (THERE IS NO WAY, THERE IS NO WAY, OUR UGLY HEADS WILL ROLL SOMEDAY...) schmettere und Dutzende Freaks mitgröhlen. ULTRAMOSH ist dann angesagt, als wir mit „I Don`t Think So“ starten. Ich glaub, die Leuts kriegen einen optimalen BONEHOUSE-Gig mit, denn wirklich alle sind bester Dinge und spielen entfesselt auf. Gleich beim zweiten Song passiert eine unfreiwillige Einlage: Ich schwinge meinen Schädel gerade nach unten, als ein Typ hochspringt – KRACH! Ich weiß echt nicht genau, ob es eine Rübe war, eine Flasche oder irgendwie Spikes – jedenfalls seh ich kurz Sterne und dann klatscht mir ein nasser roter Vorhang in die Fresse. Ich blute wie ein abgestochenes Schwein! Irgendwie stachelt mich das jetzt gerade an und ich tobe noch vehementer über die Bühne und brülle mir fast die Seele aus dem Leib. Die Leute gucken z.T. erschrocken, rasten jetzt aber komplett aus... Ich will aber auch nicht, dass die denken, wir seien jetzt die harten tough guys und grinse immer wieder in die Meute, versichere, dass es schlimmer aussehe, als es sei. Netterweise wird mir ein nasses Handtuch gereicht. Gut, denn das Blut ist mir schon hinter die Kontaktlinsen gelaufen, so dass ich kaum noch was sehen kann. Was für ein barbarischer Spaß! So vergeht der Gig wie im Flug und auf Wunsch spielen wir noch spontan „Fascist Pig“, der gut klappt, obwohl wir ihn ewig nicht geprobt / gespielt haben. Zum Schluss gibt’s noch „Sex & Violence“, wo Leute (und Hunde) auf die Bühne stürmen und mitgröhlen (bzw. bellen...), Pete sich in die Menge wirft und einfach nur Party herrscht. Hammergig!
Leider ist die Platzwunde doch tiefer, als ich dachte. Mir wird empfohlen es nähen zu lassen. Von der Bühne ins Krankenhaus, na ja. Nützt ja nichts, zum Glück fahren uns zwei nette Franzosen zum Krankenhaus von St. Brieuc. Da wird der Scheiß dann mit vier Stichen dicht gemacht – wahrscheinlich besser so, bevor der Kram mir jeden Abend wieder aufreißt.
Zurück im Wagon – es ist bereits 7.30 Uhr und taghell – geht dort noch ordentlich Party ab. Bis 9:00 Uhr trink ich noch ein paar Biere mit und erfreue mich der Kommunikation per Pseudo-Frz. und Ganzkörper-Zeichensprache. Obwohl es auch einen Ex-Berliner („Utländer“ – kennen wir aus der Neuen Grünstr.) und einen Ex-Flensburger inmitten des Pöbels (locker noch 200 Leute) gibt – was natürlich für großes Hallo sorgt!
Leider sollen wir am nächsten Tag bereits um 15:00 Uhr da sein und so stehen wir um 11:30 Uhr gnadenlos auf – völlig fertig und absolut im Eimer...

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08.05. 2004
La Ferriere, „Matsa Café“
BONEHOUSE, CRAFT, THE JAMESBROWN HIDE SHOW, LOUT SOCIETY KURSE

BOHNEN, KNOBLAUCH & DUFTBÄUME…
Boah, alle bis auf den Fahrer knacken die Fahrt bis LA FERRIERE durch. Das entpuppt sich als kleine Stadt, der Schuppen „Matsa“ liegt mitten in einem Industriegebiet. Schön kleiner Laden, in dem dauernd was los ist und in den letzten Wochen DISFEAR, POISON IDEA, BACHUS TEMPLE ADDICTS, aber auch viele Death- und Black Metal-Bands gespielt haben. Dieser Gig und auch die folgenden sind von einer Frau namens Christine organisiert worden, die wir noch gar nicht persönlich kennen. Sie hatte uns per E-Mail kontaktiert, weil sie uns 2002 in Rennes gesehen hatte. Sie erweist sich als engagierte und lustige Mademoiselle mit viel Feuer unterm Arsch. Wir packen erst mal unser Equipment in die Hütte, bevor sie uns zu unserer Unterkunft lotst. Die befindet sich auf einem Campingplatz, halt ’nen kleines Häuschen mit ein paar Betten, Klo und Dusche. Wir knacken erst mal zwei Stunden um dann zurück zum MATSA zu eiern und wat zu fressen (heute gibbet Bohnen in Knoblauch...).

Der Laden hat ein Zeitlimit, daher müssen LOUT SOCIETY KURSE schon um 22:00 Uhr vor noch spärlicher Kulisse loslegen. Gefällt mir wieder richtig gut, obwohl sie gestern ein wenig besser und tighter waren. Geil ist der Drummer, der sehr eigenständig und wild rumballert. Nette Typen sind es auch! Heute kommen wir mehr mit ihnen ins Gespräch und versichern uns mit den rudimentären verbalen sowie breit gefächerten nonverbalen Mitteln der Kommunikation der gegenseitigen Zuneigung.

Sehr lustig auch die Crew des Schuppens, besonders der Sänger der frz. VIKTIMS (nicht zu verwechseln mit den schwedischen VICTIMS, die gerade eine amtliche Split-LP mit FROM ASHES RISE veröffentlicht haben!) und Christines Freundin Celine, die mit unglaublichen Grimassen und schrägem Humor für Unterhaltung sorgt.

Aus Paris kommen THE JAMES BROWN HIDE SHOW. Crust/Grind-Geballer mit Comedy-Faktor. Die Jungs haben sich in Hippie-Klamotten geworfen und tragen seltsame Perücken. Gut gefällt mir auch der Duftbaum, der dem Sänger am Gürtel baumelt... Leider spielen TJBHS zunächst ohne Drummer (mit Drum-Computer), was doch viel Spontanität kostet. Außerdem sind die Pausen viel zu lang, teilweise passiert minutenlang gar nichts, bis wieder ein Sample (Schlagermusik, Reporter-Statements etc.) ertönt und die Band weiterknüppelt. Den letzten Teil des Gigs begleitet die Band dann ein Drummer aus Fleisch und Blut, der allerdings ganz neu dabei ist und noch kaum einen Song durchspielen kann. Lustig und chaotisch, aber auch etwas langatmig.

Dann der Hammer: CRAFT, die auch auf MASS PRODUCTIONS eine Scheibe raus haben, ballern fiesen Hardcore/Punk mit metallischer Legierung ins Matsa. 'Ne Mischung aus RATOS DE PORAO, SEPULTURA und alten EROSION! Die Hütte ist jetzt wirklich gut gefüllt, was wir vor 1 1/2 Stunden noch nicht gedacht hätten. Die Stimmung steigt, die Temperaturen ebenso. Christine achtet allerdings auf die Zeit und muss den Jungs etwas die Playlist beschneiden. Hat sie natürlich richtig gemacht, aber ich hätte gern mehr von dieser geilen Band gehört.

Und schon ist wieder Showtime! Es bestätigt sich, was uns in den letzten Tagen dauernd gesagt wurde: MASS PRODUCTIONS waren fleißig und "Onward To Mayhem" ist hier der "Zielgruppe" gut bekannt. Viele kennen sogar ältere Songs, denn Vince tauscht ständig sein Vinyl mit unseren CD's, auch den älteren. Der Sound ist auch wieder geil, also VOLLE BRATZE REINGEDROSCHEN, Kollegen. Die müden Knochen ächzen zwar, doch der Enthusiasmus der Leute reißt uns alle voll mit. Da zerschreddert Späthi glatt drei Seiten! Trotz der verdammt schwierigen Verständigung gibt es auch reichlich Applaus und Gelächter bei unseren Ansagen. Christine sorgt für Getränke, reicht uns Bier und Pastis auf die Bühne. Besonders die abschließenden "Destroy The City" und "My Definition" sorgen für fetten Pogo-Alarm und dann hängt Kalle einfach noch "Sex & Violence" ran, obwohl die Zeit eigentlich schon überschritten ist und bereits das Licht angeht. Da wirbeln die Leute nochmal richtig durcheinander – ich überlasse den Schreihälsen der anderen Bands mein Mikro und poge mit. Danach muss ruckzuck der Klub geschlossen werden, denn die Bullen haben bereits seit Längerem ein Auge auf den Laden geworfen. Mann, bin ich fertig, während des Gigs haben sich alle Poren geöffnet und eine stinkende Alk/Schweiß-Suppe abgesondert. Celine verlangt dennoch mit verstrahltem Blick: „I wanna have your shirt, Philippe!“ Da lass ich mich nich bitten und schleudere ihr den klatschnassen Stinklappen ins Gesicht. Und wat macht die? Versenkt erst mal ihr Gesicht in den Stoff und nimmt ’nen amtlichen Schnüfflomaten. Und dann – glaubt es oder leckt mich am Arsch – zieht sie das Ding auch noch an!

Wir tauschen noch Platten mit den VIKTIMS und CRAFT, verpissen uns dann schnurstracks in unser Hotelmotel, wo es nach ’nem kleinen Absacker straight auffe Matrazen geht, denn das ging heute bei jedem bis ans Limit.

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09.05. 2004
Follainville, „L’Arsen“
BONEHOUSE, 100 RAISONS

VIVE LA FRANCE!
Endlich mal richtig geknackt, morgens gleich duschen und dazu kredenzt uns Celine auch noch ein Frühstück (das zwar nur aus Baguettes & Bier besteht, aber von Herzen kommt). Da steigen Fitness und Laune und guter Dinge geht es Richtung Paris, in dessen Nähe das Dorf Follainville liegt. Aus diesem Dorf stammt die in der Gegend schon legendäre Band 100 RAISONS. Wenn man die Vorgängerband CROCOS mitrechnet, sind die schon locker 15 Jahre am Start. Und heute ist sozusagen der Releasegig ihrer neuen Platte! Wir haben auf unserer ROAD MAYHEM-Tour mit denen zusammen in Paris gezockt und irgendwie voll mit denen harmoniert, so dass sie uns geilerweise heute eingeladen haben. Was für eine Ehre in Frankreich spielen zu können und auch noch überall so gut empfangen zu werden!

Dat L’Arsen ist von außen ein kleines Café, doch es geht nach hinten weiter in einen Zockraum für ca. 200 Leute. Das Café ist bereits gut gefüllt. 100 RAISONS fallen uns inne Arme und es gibt französische Küsschen auf beide Backen. Dat ist eine spezielle Atmosphäre heute, das Publikum ist etwas breiter gestreut als bisher, weniger Punks, denn 100 RAISONS sind eher eine Art Zigeuner-Punk mit Folklore-Anteil (Akkordeon, Flöten und so). Zuerst ist der Mob noch zurückhaltend, man ahnt aber, dass heute noch gut was passieren könnte, denn am Tresen fließen Bier, Wein, Hartgas etc. in Strömen. Das Konzert soll zwischen 17.00 und 21.00 Uhr abgehen, das Café danach den Lautstärkepegel senken muss. Und tatsächlich beginnen 100 RAISONS recht pünktlich. Der Schuppen ist rappelvoll, die Leute genießen den Sound, klatschen und beginnen nach 4,5 Songs gut abzutanzen. Gegen Ende des Sets sind alle Dämme gebrochen, eine Stagediverin (im frisch erworbenen BONEHOUSE-Kapu) divt mit Bierbecher in der einen und Fluppe in der anderen Hand auf dem Rücken durch den ganzen Saal. Zu gern möchten wir die Ansagen des Sängers Poulos verstehen, der eine geil rauchige Stimme hat und die Leuts offenbar prächtig unterhält. Inzwischen ist sein Shirt zerfetzt und er offenbart einen amtlichen Brustpelz. Die Band ist heiß! Am Akkordeon die stetig grinsende Gaêlle (wird original wie das dt. „geil“ ausgesprochen: „Je suis Gaelle“ – „Ah, du bist geil?“), an Klampfe und Schlagwerk die Brothers of Death Metal David und Joël. Am besten gefallen mir 100 RAISONS, wenn sie voll Gas geben – da kommt ein fast schon FINNTROLLsches Flair rüber, jedoch punkiger und offenbar mit Texten über Revolution, Anarchie und Liebe.

Wir starten dann gegen 19:00 Uhr (9 Stunden früher als in St. Brieuc – dat muss man sich mal reinziehen) und genießen jede Minute. Heute ist natürlich ein ganz anderes Publikum da, als in den Tagen zuvor. Hier werden wir erst mal neugierig bestaunt und es ist klar, dass uns nur unsere Gastgeber kennen. Aber die Leute sind offen und jubeln, dasset uns ganz warm wird in den schmierigen Hardcore-Herzen. Es entsteht ’ne richtige Kommunikation: „Ou est le lysée?“ – „Ici, Ici!“. Ist dat schön, „this is our home away from home!“. Leute schwappen in den Zockraum rein und raus, heute sind es besonders die “moderaten” Titel wie “No Guts No Glory”, “Go Bastards Go!“ oder „Cockrock Bullshit“, zu denen die Tanzschühchen glühen. Nach dem abgefeierten „My Definition“ werden wir gnadenlos auf die Bühne zurückgebrüllt, obwohl wir eigentlich nicht so die Zugaben-Hengste sind. Doch was ist das? Karl-Heinz ist weg und kommt nicht wieder! Späthi springt spontan hinter die Schießbude (der Vollblutzocker kann jedes Instrument bedienen) und intoniert „L’Armour et Violence“. Holla, auch hier auf dem Lande hat olle Wattie offenbar seine Duftmarke hinterlassen! Na ja, so schwer ist der Text auch nicht... J

Da wollen wir gerade bei Spaghetti und einem gepflegten Schluck Wein die Seelen baumeln lassen, als die komplett WAHNSINNIGEN von 100 RAISONS spontan ein zweites Set spielen! Und alles, was bis jetzt hier abging, war nur ein laues Lüftchen! Jetzt ist der Mob schön bezwitschert. Jeder grinst uns an und klatscht uns die Pranken auf die Schultern. 100 RAISONS entfachen ein anarchistisches Feuer in den Herzen der Leute. Es ist zwar nicht mehr so voll, aber die Fans TOBEN! Es wird gestampft, gebrüllt, ständig springen Leute auf die Bühne, Hunde bellen, kleine Kinder rennen mittenmang, Frauen küssen Frauen, Männer küssen Männer, Hunde küssen Hunde – es ist herrlich! Zu einer Art „Revolutionssong“ werden wir auffe Bühne gebeten. Poulos strahlt mich mit weit aufgerissenen Augen an und hält mir immer wieder das Mikro hin. Ich kenne natürlich den Text gar nicht und gröhle irgendein Pseudo-Frz. („Tout a ronde, sur le point, mademoiselle au la croissant“ oder so) zurück.

Yeah yeah yeah. Die Party verläuft jetzt ekstatisch. Es ist ganz klar, dass heute für dat Dorf ein ganz besonderer Tag ist. Ein Tag zum Feiern, denn 100 RAISONS sind fucking geil und verdienen diese Verehrung. Wir erfahren, dass einige Besucher am Wochenende auf einem gigantischen Techno-Festival waren und noch ordentlich E in den Hirnen haben... Das erklärt einiges, jedenfalls bricht ein gewisser Wahn durch. Doch irgendwann müssen wir zum Hotel. Wir haben drei Zimmerchen und netterweise hat man uns noch lecker Bier mitgegeben, so dass wir in reduzierter Runde amtlich nachglühen. Der Master Of Ceremony ist mittlerweile durch spezielle Zigaretten voll auf der Höhe und entlockt einem Süßigkeitsautomaten durch zärtliches Rütteln ein schmackhaftes Sortiment Naschzeug.

„C’EST TRÈS BON, AFFENARSCH!“

“Bon’aus, Bon’aus!“ - “Du auch Banaus!“

Und hier spricht MC Hackmann, 10.5.04:

„Nach den bisher gesammelten, für mich neuen, aber wundervollen Eindrücken war das Konzi gestern etwas ganz Spezielles. Nach einem sehr netten Empfang stellen wir fest, dass wir in so was wie ’ner Familienkneipe sind, jeder kannte jeden. Und so was wie Hardcore haben da einige Leute 100%ig noch nie gehört. Mir persönlich ist der Reaggae-Sound in dem Laden sehr gut reingegangen. Bei einigen von den Knüppelhäusern weiß ich, dass dieser Sound eher nich so angesagt ist. Shitegol, alle waren guter Dinge + es war superangenehm die positive Energie in dem Laden aufzusaugen und wirken zu lassen.

Nachdem der Stand aufgebaut war, nahm uns so’n kleiner Junge (vielleicht 10 Jahre alt) die Angst vor dem Ungewissen. Er hat sich erst mal mit BONEHOUSE-Patch und –Button eingedeckt und später dann noch mit einigen Killernieten. Das hat mich so umgehauen, dass ich ihm noch ein paar schenken musste. Muss unterstützt werden ...der Nachwuchs, ha ha ha. Man merkte aber auch, dass so mancher gar nicht wusste, was von uns zu halten ist. Man hatte den Eindruck, dass einige dachten, wir schlagen den Laden zu klump + plündern, was noch gut ist. Es gilt zu betonen, dass die Kneipe in einem winzigen Dorf ist + normalerweise dort nur Tekkno + so’n Kram läuft.

In dem Laden war die Stimmung schon um 18.00 Uhr am Brodeln. Es musste (sollte) ja auch um 21.00 Uhr Schluss sein, was irgendwie alles nach vorne geschoben hat. Selten so eine unglaubliche Mischung an Leuten erlebt – vom sechsjährigen Kid bis hin zum 60jährigen Dad war alles vertreten. Familienflair pur. Ich merkte auch, dass die Jungs sehr sehr gespannt waren, was denn da eigentlich nun passiert. Die Leute von 100 RAISONS haben halt total Bock auf BONEHOUSE, was denke ich auch der Grund war, dass wir da waren.

Leider hab ich nicht mitbekommen, wie sie ihrem Publikum eingeheizt haben, weil ich am Shörtzvertickern war. Und dann BONEHOUSE. Ich konnte leider nichts davon sehen, aber als ich die Jungs freudestrahlend + überglücklich wiedergesehen habe, war alles klar. Wunderbar, es war Superstimmung. Nun konnte einem gemütlichen Ausklang nix mehr im Wege stehen.

Nach lecker Essen und Rotwein und so Spezialitäten vom Wirt stand jemand von den Bändleuten von 100 RAISONS am Tisch und bat die Bonies auf die Bühne um gemeinsam den Schluss von dem Konzert zu zelebrieren, was eigentlich ja schon vorbei war. Ich wusste gar nicht, dass da überhaupt noch was los war. Aber eine Druckwelle von Partystimmung hätte mich fast aus dem Saal gepustet. Puhhhh. Was war denn das? Bestimmt 10 Leute auffer Bühne (die Bonies mittendrin), die einen französischen Mitgröhlsong zum besten gaben. Keiner von den Bonehäusern kannte Text oder Melodie, was aber hervorragend mit Lippenbewegung + irgendwas gröhlen kaschiert wurde. Und zwar so perfekt, dass ich echt dachte, die kennen das Stück. Das zog sich dann eine ganze Weile hin, bis die 100 RAISONS-Leute auf den Händen vom Publikum Richtung Ausgang buxiert wurden. Pete und icke standen noch sprachlos im Saal, bis dieser leer war und wussten nichts mehr zu sagen. So eine Releaseparty kann man sich nur wünschen. Respekt vor dieser Band. Die bleiben uns allen im Gedächtnis. Stimmungsmacher und Partymuckedruckwellenkönige vom Allerfeinsten. Erste Gespräche über Konzis in Deutschland gabs auch noch. Dann sind wir auch irgendwann zu den Schlafplätzen gefahren, was nach dem Suff + Party der Tage zuvor für alle sehr erholsam war.

Zum Ausklang wollte ich mir noch ’ne Tüte Chips aus’m Automaten holen, die sich aber so verklemmt hat, dass sie nicht runter in den Ausgabeschacht fiel. Ich hab in meiner Matschbirne 10 Minuten überlegt, was ich jetzt tun soll. Und mich dann für Hop oder Top entschieden. ’Ich zieh mir noch eine’, dachte ich, ’dann fallen beide in den Schacht!’. Pah, Pustekuchen – nun waren beide sauteuren Minitüten eingeklemmt und ich stand da + hab gar nix mehr kapiert. Leicht sauer auf das Scheißding hab ich ihn mal derbe durchgerüttelt, wobei ein Mars, ein Bounty und ein Snickers runtergepoltert sind. Das war dann das Ende für mein Breihirn, ich verstand gar nix mehr, hab die Schokolade genommen und dachte mir, es ist besser nun zu schlafen.“

100raisons.free.fr

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10.05. 2004
Besancon, „Café Asylum“
BONEHOUSE

LA GRANDE MOSH!!
Hammerharter Freudenschock: Um die Ecke ist ein ALDI-Markt! Und was noch besser ist: Dort gibt es doch tatsächlich noch das gute alte KARSQUELL! Für verfickte 22 Cent pro Döschen. Zwar im anderen Design, aber von der Originalbrauerei. Da müssen wir natürlich gleich ’ne Palette eintüten und schwelgen in seligen Quell-Erinnerungen.

Auf Besancon freuen wir uns ganz besonders, haben wir da doch letztes Jahr auf dem BLASTING DAYS-Open Air einen fetten Gig gehabt (Lewe berichtete auf www.dremufuestias.de). Erst mal müssen wir aber stundenlang durch Paris gurken, dessen Peripherien sich schier endlos erstrecken. Ein gigantischer Moloch – da sind Hamburg oder Berlin kleine Püpse gegen. Irgendwann isses überstanden und wir treffen uns mit Marco von den leider kürzlich aufgelösten STEROIDS. Der freut sich schon richtig auf die Show heute. Der Eintritt ist im Asylum coolerweise immer umsonst – der Besitzer finanziert dat Dingens durch den Getränkeumsatz. Der Mixer zaubert uns einen guten Sound – da stehen alle Zeichen auf Moschetti Moschus Mukke. Außer uns ist keine weitere Band am Start, da hier nur maximal eine Stunde gelärmt werden darf. Nach und nach treffen alle Mitglieder der STEROIDS ein (bis auf den Drummer).

Als wir gegen 21.30 Uhr auffe winzige Bühne krabbeln, platzt der Schuppen aus allen Nähten. MC Hackmann strahlt über beide Backen, denn die Franzecken kaufen ihm wortwörtlich die Klamotten vom Leib wech.

Der BLASTING-Days-Gig muss die beste Werbung gewesen sein, denn vom ersten Song an herrschen POGO, Mitgegröhle und hochgereckte Fäuste. Die Songs sitzen mittlerweile arschtight und flutschen nur so, auch die Pausen haben die ideale Länge – da muss ich die Kollegen echt mal loben, weil dat nicht immer einfach ist, dass alle zur selben Zeit bereit sind und keine Pausen auftreten lassen. Da die Bühne so eng ist, wollte ich eigentlich auf ebener Erde singen. Geht aber nicht, ist kein Platz hier. Yeah, springen, schreien, Rübe kreisen lassen und ALLES geben – morgen ist ein Day-Off! Pete, Späthi und ich lassen es uns nicht nehmen, am Ende in die Menge zu diven. Dieser Gig ist die finale Krönung unseres Frankreich-Trips. Wir sind uns einig: Wir müssen wiederkommen! Dieser Tag war wieder so dermaßen geil, die Stimmung durchweg positiv. Totaler Alarm, ausgelassener Tanz, nie aggressiv, sehr viele Frauen, die richtig zur Musik tanzen. Ist ja nicht immer so, dass es abgeht, die Leute dabei aber Rücksicht aufeinander nehmen.

Der Besitzer Alex ist auch mehr als zufrieden. So voll sei es noch nie gewesen, sacht er (sagt er wahrscheinlich jeder Band, har har). Und dit an ’nem Montag. Die Leute sind gar nicht mehr aus dem Laden zu kriegen. Eigentlich müssen um 11.00 Uhr die Türen geschlossen werden, aber trotz der stetigen Ermahnungen und Aufforderungen seitens der Crew und des angeschalteten Lichts reagiert einfach keiner.

Wir lernen neue Leute kennen, bekommen viele Band-Kontakte, es entstehen einige Pläne. Irgendwann ist auch der hartnäckigste Punk rausbugsiert worden. Wir fahren zu Marco und dessen Freundin Alex. Die spielt bei LYSTERIA, ’ner sehr guten Punkband aus Besancon (4 Frauen, 1 Macker). Die erste 7“ der Band haben Kalle und ich schon mal über die STEROIDS bekommen, aber der totale Killer wird der nächste Longplayer, den Alex uns im rough mix schon vorspielt. Der Gitarrist versichert, dass wir ihn und die Band beeinflusst hätten – was soll man dazu entgegen...

Am nächsten Morgen schneit Bertrand rein. Der hat mal zwei Jahre in Kiel gelebt und ist wie die ganzen STEROIDS, Martin und ich vom Kieler Tätowierer Pöschel verziert. Er hat bereits Fotos von gestern auf CD gebrannt und bringt uns die Teile extra vorbei. Fucking geil! Ziehen wir uns gleich auf Marcos PC rein und freuen uns über die gut eingefangene Atmosphäre.

Im bandinternen „injury-contest“ führe ich indes mit steigendem Vorsprung. Späthi hat mich gestern im Wahn gnadenlos von der Bühne getreten, so dass ich schön auffe Fresse gesegelt bin... Na ja, c’est tres normale...

Als Kalle und Marco gegen 14:00 Uhr auch noch mal von ihrem Rundzug um die Häuser zurück kehren, geht es dann ab nach Freiburg, wo wir bei Bollers Schwiegereltern den freien Tach verbringen wollen. Der Hackmann ist schon ganz fickrig, denn heute trifft er auf seine geliebte Jovita. Ob wir denn Kondome dabei hätten, weil er gleich in Lille seinen Rucksack verloren habe?“ Kalle: „Jo, Dicksocks – garantiert gefühlsarm!“

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11.05. 2004
Freiburg, „Juchas Waschsalon“

Monsieur ‘Ackmann wird also bei seiner Freundin abgeladen, Pete besucht eine der zahlreichen Schwestern des stoeckichtschen Clans, der Rest aber kehrt bei Bollers Schwiegereltern ein. Fressen, Klamotten waschen, pennen, E-Mails checken/beantworten. Dat muss mal alles sein, tut gut und so brennen alle am näxten Morgen vor Tatendrang. Schönen Dank für Speis und Trank. Nu ab nach COBURG, Dicken!

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12.05. 2004
Coburg, „Juz Domino“
BONEHOUSE, FRANKENGESOCKS

SEX MIT DEM SOZIALARBEITER
Mensch, die Fahrt nach Coburg ist wieder irre lang. Langweilig wird es trotzdem nie. Denn die Wiedersehensfreude mit Pete und MC Hackmann ist nach so langer Trennung derart groß, dass selbst die Schmerzen im Arsch sie auch nach Stunden nicht perforieren können. Außerdem kann man sich ja mit Lesen, dem Verfassen knackiger Tourtagebucheinträge und der aktuell im Player rotierenden LYSTERIA beschäftigen.

Coburg ist sozusagen die Wiege von RAWSIDE. Momentan wohnt zwar nur Henne in Coburg, auf den Flyern von RAWSIDE steht trotzdem oft RAWSIDE Coburg (aber über BONEHOUSE wird ja auch oft „die Langhaarigen“ gesagt, obwohl nur ich ’ne Matte hab)... Und Henne hat den Gig heute ultrakurzfristig organisiert. Gerade mal 1 ½ Wochen Zeit für Flyer, Plakate + Mundpropaganda. (Ursprünglich war mal Potsdam im Gespräch, aber irgendwat hat da nicht hingehauen). Entsprechend locker gehen wir das an und hegen keine großen Erwartungen an hohe Zuschauerzahlen. Immerhin kommen etwas über 60 Nasen, was absolut O.K. ist, aber der Reihe nach:

Erstmal lotst uns Hacke durch seine alte Heimat (er kommt aus einem Nachbardorf), leidet aber unter merkwürdigen Gedächtnislücken bezüglich der hiesigen Geographie... Hm, die Crew im JUZ Domino ist erst mal ein bisken komisch drauf: Keiner will uns Bier geben! Aber Henne, der dort als Sozialarbeiter/Streetworker knüppelt, erklärt später, dass wegen der Jugendlichen erst nach 18.00 Uhr Alkohol ausgegeben werden darf. Na, das ist dann ja völlig okay und so schlimm sind die Entzugserscheinungen auch noch nicht. Cool und sympathisch ist Basti von der Band HARTWURSTSUPPE, der jetzt mit ruhiger Hand dafür sorgt, dass alles anläuft. Wir spielen nicht in der Halle des Ladens, sondern im dazugehörigen Café. Die Gesangsanlage liefert brutale Feedbacks, so dass wir die Klampfen entsprechend leiser drehen, damit alles halbwegs erträglich klingt. Trotzdem nicht gerade ein Sound für High End-Freaks...

Aber dafür freuen wir uns, die RAWSIDErs Henne, Ralf, Kai und Zünder wiederzusehen, die alle kommen. Mit Zünders weiterer Band ANTI-CONTROL (Hammerplatte grad draußen! Tipp!) spielen wir kurioserweise exakt einen Monat später (12.6.) im nahegelegenen Rauenstein (erst vor kurzem hatte uns jemand gesagt, dass dat so nah aneinander liegt). Außerdem trifft Kollege Ted vom Death-Mag ( Bericht vom Konz auf http://www.death-mag.de.vu) ein, offenbar unter Einfluss von Sabbelwasser. Berber Oi!

Vor uns zocken die jungen Punks von FRANKENGESOCKS. Sie haben ihren ersten Auftritt und wie kann der erste Auftritt einer jungen Punkband nur werden? TOTAL CHAOS, genau. Wir haben den Jungs alles außer Instrumenten geliehen, sogar Kabel (Boller erklärt dem Gitarristen freundlicherweise, wo er das Kabel reinstecken muss). Die Gitarren verstimmt (liegen den ganzen Gig um über einen Ton auseinander – Kult!) geht es los! Der Drummer variiert das Tempo überraschend – und zwar nicht nur für die Zuschauer, sondern auch für seine Bandmitglieder... Der Bassist spielt öfter mal gar nich... „Spiel weiter, ey!“ – „Ah, ich hab kein Bock mehr!“. Nich falsch verstehen: Das sind die Anfänge, wir haben alle mal mit Rumpelpunk losgelegt. Erstmal Respekt dafür, dass jemand sich traut vor ein Publikum zu treten. Die Texte sind allerdings selbst unter Berücksichtigung des Provo-Faktors Realsatire pur: „Hippie-Sau – asozial und faul. Hippie-Sau – ich hau dir aufs Maul“ – Oh Mann... Die Typen sind im Gespräch dann aber zum Glück wesentlich intelligenter, erzählen uns von Stress mit Faschos auf der Schule und zeigen sich gegen rechts engagiert.

Danach fangen wir schnurstracks an, denn um 22.00 Uhr soll Schicht sein. Sound ist kacke, aber Augen zu und durch. Zum Glück sitzt mittlerweile alles blind, da braucht man gar nicht jedes Instrument hören. He, macht doch Spaß hier! Nach ein paar Songs und Ansagen lockert sich die Atmo. Heute sind die Leute aufs Zuschauen beschränkt (bis auf wenige Ausnahmen), haben aber ganz offensichtlich Interesse und Spaß am Gig. Dat Geile ist ja, dass ich wieder Deutsch sprechen kann/darf und daher aus allen Rohren verbales Feuer geben darf. Klar, dass weder Henne, die Vorband, ANTI-CONTROL, der Laden noch die herumliegenden GIRL-Zeitschriften (geil: Augenbrauen-Schablonen für „Trendige“) verschont bleiben. „Ein blaues Auge hast du ja schon“ droht Henne aus dem Mob in Anspielung auf meinen Druckverband, der irgendwie wie ’ne Augenklappe aussieht... Ansonsten Feuer frei von „I Don’t Think So“ bis „My Definition“. Völlig krass sind dabei die Luft und die Hitze in dem Raum, denn sämtliche Luken sind wegen Lärmdämpfung dicht!

Das war klein, aber geil. Für Rauenstein wurde jedenfalls ein wenig Werbung gemacht, zumal ein paar Tage später ein sehr positiver Bericht in der lokalen Presse steht. Mich sprechen danach diverse Leute an, dass sie am 12.06. wiederkommen wollen. Auch der „Milch“, dessen 30. Geburtstag in Rauenstein zelebriert werden soll, ist heute da und wat soll man sagen, da freuen wir uns drauf.

Yeah, ab geht’s danach inne Kneipe namens „Adam“. Dat ist Hennes Stammkneipe, da sitzt er jeden Abend und ballt die Faust zu amtlichem True Metal... J

Und dat sagt HACKMANN MC:

„Nach einer kurzen Atempause (Offday), der für alle Beteiligten eine echte Oase war, haben die Bonies mich am Freiburger Hauptbahnhof abgeholt, da wir uns zwecks Pennplatznot aufgeteilt haben (hä hä). Eigentlich denkt man ja, dass man nach fast einer Woche permanenten Aufeinandergehänges mal Pause voneinander braucht. Kannste vergessen. Ich hab die Jungs echt vermisst. Und wir waren grad mal 18 Stunden getrennt. Sowie die Tourbustür ins Schloss fiel, tauchte ich ein in den Wogen des morbiden Tourgefühls. Und war sofort wieder gefangen in den fiesen Krallen des Bonehouse-Adlers.

Nach den üblichen Stunden Fahrerei kamen wir dann endlich in Coburg an, wo eine nette Konzertcew ein kurzfristiges (1 ½ Wochen Zeit) Unter-der-Woche-Konzert klargemacht hat (jawoll – Henne & Co.). Bis auf die Bravoteeniemädchen, die hinter dem Tresen standen und uns weder angeguckt noch auf Fragen geantwortet haben, war auch alles easy. Wir bekamen nach einiger Mühe sogar 10 Minuten vor 18.00 Uhr unser Bier (was wegen bayrischer Juz-Bürokratie normalerweise nicht geht). Fuck that! Das Ding wär ja kein Problem gewesen, wenn man uns gesagt hätte, dass es wegen der Kids erst ab 18.00 Uhr Bier gibt. Kein Thema. Stattdessen hat uns einer zum andern geschickt und es wurden fadenscheinige Geschichten ausgepackt, nur um uns 40 Minuten hinzuhalten. Das wär doch auch einfacher gegangen.

Dann war auch schon Essenszeit und ab gings mit der ersten Band FRANKENGESOCKS, die ihr Programm eisenhart durchgezogen haben. Jeder hatte Respekt, weil dieses der erste Gig der Fünf war. Weiter so! Allerdings hoffe ich, dass sich textlich und musikalisch noch was tut bei der Combo. Bei einigen Stücken hätte man denken können, die Jungs haben unterschiedliche Playlisten. Besonders lustig war noch die Textzeile ’Hippies und Langhaarigen aufs Maul’, womit sich Langhaar-Philipp + Rasta-Hacke natürlich angesprochen fühlten, ha ha ha. Und natürlich gab Don Philippe nachher seinen Senf dazu, als er die Mikromacht hatte.

Philipp, so scheint es mir, mutiert mit seiner Augenklappe und immer rauer werdenden Stimme auch bald zu einer Art Störtebecker, zumindest muss ich immer daran denken, wenn ich ihn in so ’ner halbdunklen Spelunke beim Zechen sehe. Die RAWSIDE-Boys waren dann auch da, es wurden ordentlich Storys ausgetauscht und ich hab natürlich wie immer Mecker und Haue von denen bekommen, hä hä. Nach einem sehr heißen, aber schönen Knochenhaus-Gig sind wir dann auch inner Kneipe verschwunden, wo wir noch mit den Rawsidern einen gezecht haben. Dafür, dass Rawkai den Boller beauftragt hat, mir auf der Tour jeden Tag einen Schlag in den Nacken zu verpassen (was der Sack auch noch mit Genuss ausgeführt hat), hat olle Kai auch von mir was abbekommen, womit dann alles getan war, was zu tun war an diesem Tag. Dann schön zu Henne und ordentlich eingetaucht ins Land der Träume, welches heute Morgen zerstört wurde, da Henne uns um 10.00 Uhr mit krachend lautem BRUTAL VERSCHIMMELT-Sound weckt. Guten Morgen!“

http://www.frankengesocks.de

http://killmebaby.de

http://www.dominocoburg.de

http://www.death-mag.de.vu

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13.05. 2004
Berlin, „La Casa“
BONEHOUSE, STOPCOX


Heimatglück…
Henne kennt nix und weckt uns morgens mit BRUTAL VERSCHIMMELT auf AK. Da bröseln die Schuppen aus den speckigen Haaren. Für noch mehr Erstaunen sorgt das F.D.P.-Tape auf dem Schreibtisch, denn die Felmer Dumm-Punx sind ’ne Kieler Kollegenband gewesen (Drummer Jan knüppelt nu bei TYPHOON MOTOR DUDES). Ham doch glatt RAWSIDE mal mit F.D.P. gezockt! Aber keine Zeit für Sentimentalitäten! Ab ins Juze, frückern, einpacken, hinsetzen, Pullen aufreißen, abfahren!

Die Fahrt zerrt an den Nerven, gleichzeitig aber freuen wir uns alle auf BÄRLIN. In Berlin hatten wir immer gute Gigs, heute isses bereits der ELFTE Auftritt in der Hauptstadt. Und für Hacke eine Rückkehr nach Hause. Daher fahren wir direkt zu ihm in die Kreutziger Str. Ich/wir liebe/n diese geile Pankerstraße. Wenn ich mal aus Kiel abhauen müsste, würde ich da Unterschlupf suchen. Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein. Wir packen Hackes Mitbewohner Locke (und Hackes.. äh... Bekannte Sammy) ein und suchen das LA CASA. Der Schuppen liegt in Hellersdorf, einem als übler Nazi-Stadtteil verschrieener Betonfucker. Sieht etwas wie Kiel-Mettenhof aus, allerdings mit mehr Grün zwischen den Klötzen. Das LA CASA entpuppt sich als Oase in der Betonwüste. Engagierte Punks haben hier richtig was aus dem Boden gestampft mit Ü-Raum, Zocksaal, Kneipe, Pennräumen und Wohnräumen. Veranstalter ist der nette Basti, den wir in Kiel als Tourbegleiter von HAUSVABOT/DIAGENS kennen gelernt und in Freiburg als Drummer der PILLOCKS wiedergetroffen haben. Hier stimmt von A bis Z einfach alles! Da Basti und seine Crew alle selber in Bands spielen, wissen sie halt, was für Dinge einen Gig angenehm machen: 1-A-Essen (erst mal vegane Schnittgen aus selbstgebackenem Brot, später lecker Broccoli/Paprika-Topf), getrennte Party- und Pennörtlichkeiten, astreiner Sound, lecker Getränke. Wenn hier ’ne Band herkommt, wird sie nix zu meckern haben, dat sach ich mal mit dem Hinweis, da ein Demo hinzuschicken (http://www.la-casa.tk, auch die Seite ist Hammer, die auftretenden Bands werden mit Foto, mp3’s, Bandhistory, Flyer und Link ausführlich vorgestellt).

Schon treffen die ersten Bekannten ein, viele kannten dat LA CASA noch nicht und ham mittlere Odysseen hinter sich. Mensch, bei Laurel (AUTORITÄR/YELLOW DOG) erwisch ich doch glatt die erste WOLFPACK auf Vinyl (grad erschienen), Späthi endlich die aktuelle WOLFBRIGADE („In Darkness...“, wobei inzwischen noch eine Abschieds-LP mit allerletzten Aufnahmen erschienen ist: „A D-beat Odyssey“).

Ruckzuck starten STOPCOX, die Anarcho-Gourmets aus Berlin. Der Saal ist gut gefüllt, der Mob wombelt. Gefallen mir gut, die vier Jungs und die Frontfrau. Wechselgesang von Frau und Mann kommt meist geil, so auch hier. Die Botschaften für eine bessere Welt knallen frontal in den Brägen, unterstützt durch straighte Sonx ohne Kompromisse. Sängerin Modlicha springt mittendrin begeistert von der Bühne und knutscht eine Freundin ab –sympathische Band!

Na, alle sind motiviert und seltsamerweise trotz 4000 km unterm Arsch völlig fit. Nur Späthi hat den Fehler gemacht vorm Gig noch kurz zu ratzen und muss erst mal die Glotzkorken von Augenpopeln säubern. Macht nix, einstöpseln und den Panx & Metalheads die Gitarren übern Kopf hauen. Ein dicker, warmer Haufen Spaß! Den Mixer muss ich loben, denn die klanglichen Verhältnisse sind exzellent. Es brät schön laut, trotzdem kann man alles gut hören. Da lässt sich der „Russe“ nicht bitten und drängelt sich zwischen Pete und dat Mikro um mitzuschmettern. Textsicherheit ist ihm zwar kein Begriff, aber der Hauptsache ins Mikro gröhlen und verstrahlt auf der Bühne rumeimern... Hm, Berlin halt! Der Mob ist ein geiles Publikum, ich fand die Berliner schon immer klasse. Hier kannste die Fresse richtig dick aufreißen und die Leute freuen sich darüber (statt Sprüche wie „laber nich – spiel!“ zu bringen, he he). Nur Ivana von der Flamenco-Punkband CASINO GITANO verlangt englische Ansagen, weil sie nix versteht und kriegt ein höfliches „fuck off“. Erfreulicherweise vermehrt sich das Bühnenbier. Dauernd werden uns frische Humpen gereicht. Was gut ist, denn die Hitze ist mal wieder brontal. Aber geilerweise gibbet hier eine erfrischende Sauerstoff-Zirkulation, die einen nie außer Atem kommen lässt.

Zufriedene Gesichter überall, deshalb gehen wir mal ausnahmsweise nicht sofort ins Bett, sondern beschließen ein bisschen zu feiern. Mal was anderes! J Hacke muss allerdings nach Hause, denn Berlin hat ihn mit derart vielen Eindrücken und Botschaften bestürmt, dass er erst mal einiges regeln will.

Wir quellen, sabbeln und tanzen die halbe Nacht mit der LA CASA-Crew (u.a. läuft der hier sehr beliebte „Decline Of Kiel’s Civilization“-Sampler), einigen verbliebenen Gästen und Modlicha, die voll aufdreht und die definitive Party-Diktatorin ist. YEAH!

http://www.stopcox.de/

http://www.la-casa.tk

 

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14.05. 2004
Neuruppin „Protzen Open Air“
SINNERS BLEED, HARMONY DIES, MASTER, BONEHOUSE, DEBAUCHERY, FUSSGAS

Dirty Mexican
Wir ratzen mal richtig lange, bis uns die Crew netterweise weckt und ein RICHTIG geiles Frühstück kredenzt: Aufgebackene Brötchen, Eier, vegane Brotaufstriche und und und...

Da klingelt Hackes Fon und er kriegt die Keule schlechthin auf den Kopp: Unsere Stammleser werden sich erinnern: In HH hatte Hacke vier Tage lang die Fassade der Punkertrutzburg in der Hafenstr. angemalt. In Absprache mit den Hausbewohnern hat Hacke ganz oben „Heimatstraße Hafen“ geschrieben. Doch nu gab es ein Plenum der gesamten Hafenstraße und das Wort „Heimat“ stößt einigen Leuten sauer auf, da es für sie einen faschistischen Beigeschmack habe oder zumindest von der Nazizeit geprägt worden sei. Darüber schnacken wir natürlich erst mal in unserer Runde und kommen im Großen und Ganzen überein, dass sich das Wort „Heimat“ doch stark vom auch für uns durch Nazi-Pest verseuchten „Vaterland“ unterscheide und nicht unbedingt im territorialen Sinne verstanden werde müsse („Heimat“ = da, wo man sich wohl fühlt). Da gibt es also durchaus unterschiedliche Standpunkte, aber wat nützt dat Hacke? Nüscht, denn der soll noch mal nach Hamburch um die riesigen Lettern überzumalen! Und er hat nur vier Tage zwischen unserer Tour und der nächsten Tour mit CASINO GITARO ( in dieser Zwischenzeit muss er noch Hunderte von T-Shirts für die Band drucken...)!

Abschied und ab! Und wird bewusst, dass dies der erste Tag ist, wo mal ein bisschen Luft ist, will meinen Zeit bis zum Gig. Denn Neuruppin ist nah an Berlin dran. Außerdem ist es gleichzeitig der letzte Tag für Hacke (Sarstedt ist wieder zu weit wech von Berlin) und Pete (fährt morgen mit Familie in Urlaub). Daher muss heute gefeiert werden! Allerdings ohne Bier, denn das ganze Biergesaufe geht uns langsam auf die Nerven. Irgendwann ist Schluss, da wird man doch bekloppt von! Daher besorgen wir uns ordentlich wat Schnappes...

Übers PROTZEN Open Air kann (fast) nur Gutes berichtet werden. Ein schön kleines Underground-Festival, Metal & Punk/HC gemischt. Es sind diverse Kieler am Start, die freudig begrüßt werden. Mecker gibbet von meiner Seite am Essen, denn kein Gericht ist ohne Fleisch (und die Fleischfresser dürften auch nicht glücklich sein, denn die „Protzen-Pfanne“ sieht aus wie auf den Teller geschissen)... Das Gelände ist aber geil und die Bands spielen in einer geräumigen alten Flughalle.

Als erste sind die Punks von FUSSGAS dran. Sound ist ganz geil, aber die Band gefällt mir persönlich nicht. Wirken auf mich arrogant, was natürlich nicht unbedingt stimmen muss. Noch ist nix in der Halle los, was sich aber schon bei DEBAUCHERY ändert. Die seh ich heute zum dritten Mal und sie gefallen mir immer besser. Sympathische und spielfreudige Band, die Midtempo Death Metal im SIX FEET UNDER-Stil mit schnelleren Attacken mischt und dabei schön eingängige Songs auf die Kette bekommt. Wie beim letzten Mal in Lübeck ham sich alle Debaucherys mit Kunstblut vollgeschmiert, was Hacke mit den Worten „Poser! Bei euch war das Blut wenigstens echt und vom Sänger selber!“ abtut.

Mit jeder Band wird die Halle voller und es herrscht bei uns vom Start weg gute Stimmung. Ultrapünktlich starten wir um 21.30 Uhr (und zocken auch auch fast exakt die geplante Stunde). Über den Sound höre ich später unterschiedliche Meinungen: Während die Zuschauer es geil fanden, bemängelt Boller einen matschigen Bass/Schlagzeug-Sound. Egal, auf die Rübe gibt’s auf jeden Fall. Vor „Cockrock Bullshit“ frag ich dat Publikum: „Mögt ihr MÖTLEY CRÜE?“ – JAAAAH! „Mögt ihr GUNS’N’ROSES?“ – JAAAAH! „Ich fand die immer voll scheiße! Der Song ist gegen Poserbands, die...“, he he. Die Leute sind gut am Moschen, reißen bei „Hangover Heartattack“ oder „Destroy The City“ fast die Absperrung ab, was die Ordner auf den Plan ruft (die aber schön relaxt und nie aggressiv an die Sache rangehen). Der FEINRIPPER Ville ist auch im Pit und durchlebt im Laufe von nur EINER Stunde eine erstaunliche Metamorphose: Zuerst sieht er noch ganz zivilisiert aus, dann moscht er sich in Rage, reißt sich das Shirt vom Bierbrauer-Leib. Bei „Riot Police“ balanciert er plötzlich eine fette Weinpulle auf seiner amtlichen Wampe... „Can’t Deny“: Ville hat plötzlich so’n rot-weißes Absperr-Plastikband um Birne und Wanst gewickelt (weiß der Geier, woher er dat auf einmal hat?!?). „Fascist Pig“: Die Buxe hängt auf halb Acht. „Wankers“: Ville reibt den blanken Arsch am Absperrgitter...

Die Kieler Fraktion um Mille und Sven gröhlt in den Pausen „Kiel forever, forever Kiel“. Ich geh da nich weiter drauf ein, worüber sich Mille später beschwert, ich hätte doch mitsingen sollen. Nee, Dicken, dat mach ich ganz bestimmt nicht!

Pete ist mal wieder mehr im Publikum als auf der Bühne. Beim wiederholten Klettern übers Gatter rutscht ihm sein Portemonnaie aus der Buxe und der ganze Inhalt verteilt sich. Die höflichen Fucker im Mob geben ihm aber jeden Cent zurück – thanx! Martin rügt den guten Pete später zurecht, dass er sich doch auch mal auf die Background-Vocals konzentrieren solle. Pete: „Ich hab doch IMMER mitgesungen!“. Wie denn, er sei doch dauernd im Pit gewesen? „Ich hab den Leuten aber ins Gesicht gebrüllt!“...

Was uns noch erfreut, ist das Lob von Herrn Paul Speckmann (MASTER), der doch glatt zu jedem Einzelnen von uns geht und versichert, dass ihm die Show sehr gefallen habe („lots of energy, man!“). Ein wahrer Gentleman.

Wir nutzen die Umbaupause für kreative Drink-Kreationen. Kalle macht lecker Mexikaner mittels Vodka, Taki-Taki, Tomatensaft und Gewürzen. Mit zwei Mexikanern bewaffnet stürmen wir dann zu MASTER inne Halle, die nach ihrem kultigen „Spiel mir das Lied vom Tod“-Intro losmörteln. OLD SCHOOL TO THE MAX! Das Tempo ist herrlich bangkompatibel, die Amps bis Anschlag aufgerissen – geil! Death Metal, wie er Mitte der 80er klang. Paul Speckmann sagt dann auch in seinen Ansagen öfters: „Well, the next song I wrote about 20 years ago and...“. Der Typ rult – Rauschebart bis zum Patronengürtel, Charisma bis Anschlag. Die Hütte ist jetzt auch bis zum Bersten voll, zumindest im ersten Drittel. Den neuen Song „Spirit Of The West“ nutzt Speckmann für eine Anti-Bush-Attacke, was gerade bei Ami-Bands für Bonuspunkte und Laune sorgt. Schöner Gig, immer wieder gern.

Die Party nimmt ihren Lauf, erstaunlich, wen man hier so alles trifft. Deshalb seh ich von HARMONY DIES auch nur einige Songs, die mir aber sehr gut gefallen. Die Berliner knallen gut gespielte und eingängige Death Metal-Songs ins Rund. Für gereckte Fäuste sorgt auch das SODOM-Cover „Agent Orange“. Leider können wir nicht bleiben, weil wir in Berlin pennen. Die Fahrt verläuft mehr als feuchtfröhlich – wirklich alle bis auf Boller sind randvoll, werfen sich übereinander, gröhlen zur Mucke und besudeln sich mit Mexikaner...

Pete, Späthi, Kalle und ich pennen bei Hacke, der Rest bei Martins Freundin Birgit. Wobei „pennen“ nicht ganz dat richtige Wort ist, denn zum finalen Abschiedsumtrunk versprechen wir Hackmann: „Wenn du nachher noch nach Hause GEHEN kannst, haben wir was falsch gemacht“ und kehren zur Umsetzung dieser Maxime in die K 19 ein (Kreutziger Str.). Und in der Tat kotzt Hacke irgendwann vor den Tresen und bricht zwischen zwei Tischen zusammen...

WIE HEISST SEIN NAME? HACKMANN MC!

UND T-SHIRTS VERKAUFT ER – SOVIEL WIE NOCH NIE....

http://www.protzen-open-air.de

http://www.ring-of-metal.com (mit Bericht übers Festival)

 

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15.05. 2004
Sarstedt, "Klecks"
BONEHOUSE, SCUMSHOT, JIMMI PELZ FISTFUCK USA


Klotzen, nich kleckern!
Da hat Hacke so liebevoll für jeden Matratzen ausgelegt und jeder pennt einfach dort, wo es ihn umgehauen hat. Kalle kriegt nachts um 7.00 Uhr noch ’nen Rappel und sucht nach Partys und Saufkumpanen! Später erzählt er, dass er sich in eine Reihe wartender Alkis vorm Lidl-Markt einreiht, die sich den ersten morgendlichen Sprit holen...

Pete muss indes um 8:00 Uhr einen Termin zum Mitfahren nach Kiel einhalten. Zum Glück bleibt Späthi wach und tritt Petes Arsch aus der Wohnung. Sonst hätte Petes Familie ihn wohl gekillt! Warum Pete den letzten Gig nicht mehr mitspielt? Nu, der Gute hat in leichter Verwirrung die beiden letzten Touren im April und im Mai verwechselt und mit Frau und Kids ab Sonnabend gebucht...

Bei Hackmann füllt sich die Bude ab 13:00 Uhr mit Punks aus der Nachbarschaft. Ab 14.00 Uhr kreisen da schon wieder ordentlich die Humpen. Möchte ja mal wissen, wie Hacke sein immenses Arbeitspensum auf die Reihe kriegen will!?!

Irgendwann muss der Hammer fallen, obwohl es bei Hacke sehr kurzweilig ist. So erzählt ein Freak fiese Geschichten von den Hell’s Angels, bei denen er mal Mitglied war, bis er sich halt verändert hat und sich bis jetzt noch da freikaufen muss! Wir verabschieden uns von MC Hackmann und reisen in reduzierter Runde weiter. Auf in die letzte Schlacht! Erst nach 20.00 Uhr kommen wir in Sarstedt an, wo bereits der Einlass begonnen hat. Das Juze „Klecks“ ist neu aufgebaut worden, nachdem das ursprüngliche „Klecks“ abgerissen worden ist. In dem alten Laden hatte Kalle vor 20 Jahren schon mal einen Gig mit SCAPEGOATS und auch BONEHOUSE ham da schon gezockt. Leider ist die neue Version nicht so geil wie der frühere Schuppen. Dat Ding ist jetzt zu klinisch, hat irgendwat von Altenheim-Atmo, der Zockraum wirkt außerdem mit hohen, weißen Wänden wie ’ne Schulaula. Der alte Laden war scumiger, räudiger, schakaliger! Heftig auch die fetten Strahler, die in zwei Reihen über der Tanzfläche hängen und vorne für eine Affenhitze sorgen! Die Crew ist obernett und empfängt uns mit warmen Worten. Erfreut können wir auch die Säcke von JIMMI PELZ FISTFUCK USA begrüßen, mit denen wir bereits zweimal gezockt ham. Geile Typen! Hässlich und trinkfest.

Die Pelze müssen bereits um 21.00 Uhr ran. Ist natürlich am Anfang noch kaum was los, aber zum Glück wird der Saal nach ein paar Songs voller. Leider geht das Publikum kaum aus sich raus, verharrt in einem Sicherheitsabstand zur Bühne. Liegt sicherlich nicht an den Pelzen, die bei sehr fettem Bratsound kultigsten Punkrock spielen, sondern am erwähnten Ambiente. „Denn wir sind Pelze vor dem Hern – Tod und Verwesung ham wir gern!“ – diese Textzeilen aus meinem Fave „Western von gestern“ gröhl ich immer gerne mit! Aber auch Smasher wie „Operator Masturbator“, Fozee“ oder „Gib auf Amerika!“ ernten Applaus. Zum Abschluss gibbet noch dat goile CRUCIFIX-Cover „Another Mouth To Feed“.

Ganz lecker Bier gibt’s hier, genannt “Lindener Spezial”. Von den Einheimischen als das beste Bier der Welt angepriesen, lassen auch wir es uns schmecken.

Aus Hannover + Stendal fehlen heute leider einige Freaks, da der Stendal Mob heute im Hackebusch feiert. Aber die unverwüstlichen Denise & Tobi (alias Frolic) sind da und berichten vom Hafengeburtstach letztes Wochenende. Da hätten wir auch zocken können, aber wir waren ja in Frankreich. Nu, vielleicht näxtes Jahr?!?

Thrashcore gibt es jetzt von SCUMSHOT. Nicht schlecht! Am Anfang wirkt die Band noch etwas unlocker, kommt dann aber gut in die Pötte. Besonders gefällt mir der Drummer, der ordentlich reinhaut. Aber auch die Stimme des Sängers gefällt.

Beim Kacken vorm Gig fällt mir siedendheiß ein, dass wir für diese Tour noch gar kein richtiges Motto haben! Das geht ja gar nicht! Also beschließe ich, während des Gigs eine kurze Umfrage zu starten. „Mal sehen, was den Asis so einfällt“ kann ich noch denken, da muss ich auch schon auf die Bühne. Tscha, letzter Gig, Dicken! Etwas komisch ist dat natürlich ohne Pete aufzutreten. Aber Späthi macht dat ganz exzellent und geht nach wenigen Songs richtig in seinem Gitarrenspiel auf. Von Vorteil ist hier der fette Moschus-Moschetti-Sound. Vor der Bühne isses allerdings noch angenehmer als auf den Brettern, also schmetter ich die meiste Zeit auf ebener Erde direkt vor den Leuten. Nochmal alles geben – die Stimmbänder strapazieren, Leute anpöbeln, auf dem Boden rollen und schwitzen wie ein Schwein! Der Boden klebt noch vom verschütteten Bier einer Party vom Vortag – nach unserem Gig ist der Raum mit frischem Bier vollgesaut. Und dann die Umfrage, ich halte einigen Besuchern nacheinander dat Mikro hin, die meisten äußern nur gutturale Grunzlaute.

Doch Frolic rettet uns davor, dass diese Tour als „Arrghuiggh“-Tour in Erinnerung bleiben wird und brüllt mit gierigem Blick: „Kalle, rück den Mexikaner raus!“. Da hat ihm wohl einer was von der Party gestern gesteckt. Tscha, dat Gesöff ist lang weggeputzt, aber immerhin ist das Motto gekauft.

Sicherlich nicht der beste Gig der Tour, aber Spaß hat es gemacht. Freuen uns schon auf das FIRE-ABEND OPEN AIR nächsten Monat, was im nahegelegenen Braunschweig abgeht.

Dann kommt, was kommen muss: eine besinnlich-kontemplative Gesprächsrunde mit den Pelzen (und natürlich SCUMSHOT sowie Teilen des Publikums). Netterweise gibt es kein Zeitlimit und auch unlimitierten Zugriff zum Bier. Kein Wunder, dass ich erst gegen 7.00 Uhr in die Koje taumel, Kalle sogar ganz durchmacht, bis der erste Kaffee gebraut wird. Mit den Pelzen kann man aber auch herrlich labern! Ein Ex-Kieler, den ich noch nie gesehen habe, erzählt, dass er uns heute zum fünfzehnten Mal gesehen hat. Prost!

Beim Frühstück ziehen wir dat Fazit, dass diese Tour durchgehend Spaß gemacht hat. Kein Scheißgig dabei, 200% massive Geilheit! Es geht weiter...

Und nu noch ein paar Fragen an Späthi, ganz frisch direkt aus dem wackelnden Bus:

„Wie war es, mal allein für die Gitarrenarbeit zu sorgen, Herr Späth?“

Späthi: „Nun, ... vielen Dank für das Interesse, Herr Wolter! Was soll ich sagen? Natürlich war es zuerst sehr ungewohnt, hatte ich doch eh noch mit mir selber zu kämpfen (Kotzreiz, Scheißerei, Schwindelattacken – das übliche halt). Schon nach kurzer Zeit aber merkte ich, dass immer noch ein Hauch von Energie in meinem müden Körper schlummerte und ich beschloss, noch einmal alles zu geben und mir den verdammten Satan aus dem Leib zu spielen...! In aller Bescheidenheit muss ich sagen: ‚Ab diesem Zeitpunkt spielte ich wie ein junger Gott!’ Die Seelen von Jimi Hendrix und Randy Rhoads schienen in mich zu fahren und entfesselten ein Feuer der Leidenschaft in mir, wie ich es seit meinem ersten Samenerguss nicht mehr erlebt hatte. Purer Wahnsinn! Fuckin’ Hell! Evil Shit! Die gesamten Erlebnisse dieser wirklich verdammt geilen Tour zogen an meinem inneren Auge vorbei und beflügelten mich zu Leistungen auf meinem Instrument, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Ich flog mit meinem Gitarrenbomber durch fremde Galaxien und sprengte mit infernalischem Geschrei alles weg, was mir in den Weg kam, während ein wachsames Auge immer meinen total bekloppten Sänger beobachtete, der sich dort unten auf dem klebenden Boden grunzend und schwitzend herumkugelte! Sicherlich... Pete hat an allen Enden gefehlt, nicht nur was die Gitarre angeht, auch Gesang und total überdrehte Posershow fehlten, aber wir haben dat Kind geschaukelt und allein dat zählt...

Nächste Frage...!?!?!“

„Aha, aha! Und was für ein Fazit ziehen Sie zu dieser „In den Krallen des BONEHOUSE-Adlers“-Tour?“

„Gute Frage, Herr Wolter... habe ich natürlich erwartet, he he...! Da gibt es natürlich viele Punkte, die erwähnt werden müssen. Als Hauptpunkt muss ich sagen, hat mich diese Tour geistig sehr beflügelt, meinen Horizont wieder ein Stück erweitert, sozusagen: ‚Lebe dein Leben nach deinen Vorstellungen, mach, was du willst und mach es jetzt, denn dat Leben ist scheißkurz. Lass Sonne in dein Herz, zerstöre den Satan in dir, der dir eingepflanzt worden ist, als du geboren wurdest...!’

Ich habe wieder viele nette Leute kennen und schätzen gelernt... an erster Stelle natürlich den MC Hackmann, der wirklich eine superamtliche Asi-Sau ist und dat Leben zu genießen weiß! Ein wahrer Master Of Ceremony, 24 Stunden am Tag!

Wieder einmal bin ich verdammt stolz darauf ein „Bonehäuser“ zu sein, denn diese Band ist mehr als nur Musik...

Außerdem können wir wirklich froh sein, jemanden wie Boller in unseren Reihen zu haben, denn er macht einen fantastischen Job und reißt sich 100% jeden Tag den Arsch für uns auf... so ... dat muss auch mal gesagt werden. Welches Resümee ziehst du denn aus der „Kalle, rück den Mexikaner raus“-Tour, Herr Wolter?“

„Da kann ich mich nur anschließen, Dicken! Alles 200%! Eisen! Tausend!

Dank, Respekt und Liebe an Boller und Hackmann. An alle Bonemitglieder. An alle Veranstalter und Crews. An alle Nasen, die zu den Gigs gekommen sind.

WIR FREUEN UNS DARAUF EUCH WIEDERZUSEHEN!

Schnauze jetzt!

Und ab!!“


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