BONEHOUSE - TOURTAGEBUCH - PART I

VON DER "TOUR DE BLESSURE "-TOUR 2005
(Deutschland, Belgien, Frankreich)

Unser vierter Trip nach Frankreich liegt hinter uns und eins kann vorweggenommen werden: Das war der bisher intensivste und eindrucksvollste mit einigen unglaublich krassen Konzis! Zu meinen (Philipps) Einträgen gesellen sich noch weitere, die dann gekennzeichnet sind, vor allem der MASTER OF CEREMONY Monsier 'Ackmann hat da viel geskribbelt und somit eine alternative Sicht eines nicht direkt Mitmusizierenden geliefert. Here we go:

Martin: "Punkt 8.30 Uhr hab ich dat Haus verlassen um dann nach der Reihe Späthi, Kalle, Lewe und Philipp einzusammeln. Schnell noch zum Ü-Raum, das Equipment einladen und dann sind wir ab nach Westerrönfeld und ham schön in Ruhe bei Bollersens gefrühstückt. Patte hatte bei Späthi am Vortag noch eine Überraschung für uns vorbeigebracht - in Form eines Tapes. Hammer! First Homerecording Project "Pete ist bei euch", der Soundtrack für die die Tour de France 2005! Ich sage nur "Wo geht's lank, Peter Pank, schönen Dank!"
Gegen 12.30 Uhr machen wir uns auf den Weg nach Siegburg. We are on the road! (Ausrufezeichen). Zwischenstopp Autobahnraste Hannover Garbsen um MC Hackmann aufzusammeln.
Wir sind komplett!"

   
19.03.2005 Siegburg, „SJZ“
20.03.2005 Leuven (Belgien), „SQUATTUS DEI“
21.03.2005 Besancon (Frankreich), „L`Asylum“
22.03.2005 Paris, „Péniche Alternat“
23.03.2005 Nancy, „L'Austrasique“
24.03.2005 Lyon , „Au Clos Fleuri“




19.03. 2005
Siegburg, „SJZ“


BONEHOUSE, FRAU AAL, MOFABANDE

LAST NIGHT THE DJ KILLED MY SLEEP...
Das Tourmotto TOUR DE BLESSURE steht schnell fest, denn bereits heute AM ERSTEN TAG sehen Teile der Mannschaft aus wie Sylvester Stallone NACH Rambo VII... G.B. Glace hat bei einem heldenhaften Versuch die Ehre einer Dame zu retten ein faustdickes Veilchen kassiert. Das ist zwar eine Woche her, die Augen sind aber immer noch blutunterlaufen und diverse Farben des Regenbogens verzieren dat Gesicht. Hacke dagegen hat sich zweimal mit dem Skateboard auf die Fresse gelegt - seine Römernase ist arg zerschrammt und seine Hand hat ein paar offene Stellen, die uns tatsächlich Sorgen machen. Nurse Boller leistet Erste Hilfe, will die Entwicklung aber im Auge behalten.
Heute also der einzige Auftritt in Deutschland, bevor es nach Belgien u. Frankreich geht! In Siegburg hatten wir vor sechs Jahren ein schönes Konz, freuen uns daher auf den Laden und die Leute. Die sind auch sehr nett, haben allerdings ein wichtiges Detail vergessen: Es gibt trotz Absprache keine Unterbringung! Das ist etwas ärgerlich, zumal wir das erst vor Ort erfahren! Hätten wir das vorher gewusst, hätten wir Bekannte in nahegelegenen Orten anrufen können. Seltsamerweise können wir nicht privat untergebracht werden und sollen daher nach dem Konz auf der Bühne pennen...
Ein weiterer Tiefschlag ist die kurzfristige Absage der JESUS SKINS, bei denen sich der Trommler das Handgelenk gebrochen hat. Gute Besserung!
Erfreulicherweise kommen die Leute echt früh. Als MOFABANDE um 21.00 Uhr (!) loslegen, isses schon gut gefüllt. Das SJZ ist schön klein, da kommt gleich Stimmung auf. Wobei die Punx manchmal gar nicht pogen, dann plötzlich ALLE auf einmal in den Pit springen. Die Band ist jung, wirkt noch etwas unsicher. Kann aber mit abwechslungsreichem Punkrock und guter Sangesstimme überzeugen. Die Bassistin wird später bei unserem Gig nur so durch den Raum fliegen.
Danach schalten FRAU AAL ein paar Gänge im Härtegrad höher. Ein bisken Kruste, wat Metal-Doublebass und ein charismatischer Sänger - nicht schlecht! Inzwischen ist es gut voll, obwohl einige Punks noch vom gestrigen KAPITULATION BONN-Konz in sauer liegen. Bei Hacke brummt es am Merchstand. Der hat sich dieses Mal (neben unserem Kram) auf Buttons spezialisiert und original Tausende an Motiven am Start. Allein mit Buttons kriegt er heute über 70,- Euro inne Kasse (und die Dinger kosten 70 Cent)!
Yeah, erster Gig UND AAAAB! Lewe hat nicht so viel zu tun, da nur der Gesang abgenommen wird. Er hat Schwierigkeiten die Gesänge laut genug zu kriegen, weil Kalles Schlagzeug eine derart hohe Grundlautstärke reinbratzt, dass bei entsprechender Mikro-Pegelung alles zu pfeifen beginnt. Doch auf der Bühne ist der Sound recht gut und ich habe meinen Spaß, bemühe mich aber auch, nicht gleich am ersten Tag die Stimme zu überlasten. Im Publikum konstanter Pogo zwar nicht im Knochenpogo-Format, aber sehr gut gelaunt und mit mehr Frauen als Männern im Pit (oft besser als so'n Testosteron-Mob, der sich mit Windmills die Fressen blutig haut). Wir widmen "Cockrock Bullshit" "Urinella", einer Efindung aus Russland, der es auch Frauen ermöglicht im Stehen zu pissen. Mit "Young, Fast, Iranian" geht ein netter Tourauftakt zu wende und wir übergeben an die DJ's.
Die Bühne wird irgendwann gefegt, Matratzen druffgelegt und eigentlich könnte man hier auch gut pennen, WENN da nicht irgend so ein einsamer Heini ständig neue CDs anmachen würde! Irgendwann mitten in der Nacht wird es mir zuviel und ich geh hin. Und wer steht da als LONESOME DJ mit Bierpulle in der Hand? Natürlich der Karl-Heinz...
Am nächsten Morgen entlässt man uns mit einem wirklich leckeren Frühstück (Rührei, Champignon-Creme, Käse, Eier, sonstiger Schmotter) und weiter geht es nach LEUVEN!

sjz.de
mofabande.de
frauaal.de

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20.03. 2005
Leuven (Belgien), „SQUATTUS DEI“


BONEHOUSE, ZERSTÖRUNG

LET ME BE YOUR... PISSBOTTLEMAN!
Schnell vergeht die Zeit - wir fahren durch Holland, was hier verwirrenderweise stark nach olle DDR aussieht, und zack, sind wir auch schon in Leuven. Da wir keine Wegbeschreibung haben, dauert es etwas, bis wir dat SQUATTUS DEI finden, aber irgendwann gelingt es doch und so sind wir schon gegen 16.00 Uhr da. Ein Glück, denn dieses Squat erweist sich als echte Oase inmitten der grauen Betonstadt (wobei später von einigen Mitgliedern unserer Reisegruppe noch die durchaus schöne Altstadt lokalisiert wird). Das Ding war früher mal wohl irgendeine Ferienwohnung für reiche Studenten. Hinter dem Haus liegen Gärten, die sich über mehrere Terrassen erstrecken. Im Sommer bestimmt NOCH paradiesischer, aber immerhin scheint auch heute die Sonne. An der Vorderfront haben sie eine zum Fantasiefahrzeug umgerüstete Ente so quer an die Wand genagelt. In dem mehrstöckigen Squat leben nur fünf Leute - das ist ja fast amtlicher als Pippi Langstrumpf in der Villa Kunterbunt! Allerdings nur fast, denn es gibt kein fließendes Wasser, weswegen man zwei Toiletten per Hand in die Gärten gezimmert hat. Hier kommt es auf die Empfindlichkeit des Individuums an - manchen ist das zum Entschlacken zu nah an der Natur, mir gefällt es recht gut: Scheißen an der freien Luft, um einen rum nur zwitschernde Vögel.
Bald gibt es eine ausgesprochen leckere Gemüsesuppe in den Hals, auf die der zweite Gang folgt, welchen ich den Gourmets unter unseren Lesern leider nur unzureichend als "Globber" beschreiben kann - grün und undefinierbar. Aber man kann sich reinessen, dann schmeckt et und außerdem laufen zur Untermalung CRASS inner Küche.
Es soll hier sehr früh losgehen, da die Konzis gegen 22.00 Uhr zu Ende sein müssen. Früher Vogel! Wir können ohnehin nicht viel Publikum erwarten, da uns in Belgien so gut wie niemand kennen dürfte. Wir waren erst einmal in Belgien (vor 6 Jahren oder so), unsere Platten kriegt man hier nicht und obendrein ist es Sonntag, was die Zufallsgäste oder das Stammpublikum eher verringern dürfte. Und NATÜRLICH waren gestern fünf Konzis in Leuven, so dass alle platt und pleite sind... Aber Hauptsache, der Spirit stimmt und das ist in dem Laden der Fall! Tatsächlich kommen so 30 bis 40 Leute. Die erste Band ist sehr spontan eingesprungen, nachdem die ursprünglich geplante Band MOSE wegen einer Verletzung des Drummers kurzfristig absagen musste (schon wieder!). Obwohl die Band natürlich aus Belgien/Leuven stammt, hat sie einen dt. Namen: ZERSTÖRUNG. Cooles Geballer mit fies kreischender Sängerin knallt uns entgegen. Macht richtig Laune, obwohl das Publikum kaum Reaktionen zeigt. Irgendwie halt eine lockere Sonntagnachmittag-Veranstaltung mit Beschallung der krasseren Sorte. Die Band nimmt demnächst ein Demo auf: www.geocities.com/AZerstörung.
Wir warten so bis 20.30 Uhr und fangen dann an. Es wird kein doller Gig, obwohl noch kurz vorher ein Schwung Leute kommt. Der Sound ist kacke, die Gesangsanlage so überfordert, dass sie selbst bei Ansagen völlig verzerrt. Distortion to the max. Was auch nervt: Das Mikrokabel ist höchstens einen Meter lang (!) und behindert mich in meinem Auslauf extrem. Das ist alles etwas schade, dennoch versuchen wir das Beste aus der Situation zu machen und so gut wie möglich zu zocken. Doch wenn der Gesamtsound mager ist, die Bewegung eingeschränkt und sogar die Kommunikation erschwert ist, kommt natürlich unterm Strich nicht viel raus.
Ganz bitter: Wir sind gerade fertig, da kommt ein Bekannter des belgischen Fanzines PULL THE CHAIN namens Stephane in den Laden gestürmt. Der Freak hatte uns auf unseren ersten Belgien-Trip eingeladen, ist ein großer BONEHOUSE-Fan und hat jahrelang darauf gewartet, uns mal wieder zu sehen. Nun hat er uns knapp verpasst, obwohl es erst 21.45 Uhr ist! Dabei war er früh gestartet, hatte allerdings zwei Stunden in Leuven nach dem Squattus Dei gesucht. Aber immerhin treffen wir mal wieder aufeinander und sabbeln stundenlang mit Stephane und seiner Frau, tauschen Anekdoten und Neuigkeiten aus. Kalle, Hacke, Lewe und Späthi ziehen mit Stephane + Ehefrau sowie zwei weiteren Besuchern inne Kneipe, der Rest geht ratzen.
Ein Problem der ansonsten gemütlichen Unterbringung ist der lange Weg zum Klo - mehrere Stockwerke runter, dann auch noch nach draußen - da muss schon Klamodis überziehen und überlegt es sich doppelt, ob man die Blase entleert. Als meine Blase mitten in der Nacht gerade zu platzen droht, kommt zum Glück gerade Kalle von der Kneipentour zurück und hat die Rettung parat: Eine Selterplastikflasche mit abgeschnittenem Hals - Kalle, der pissbottleman, mit dem ich mir die Flasche teil!
Ein interessantes Detail noch am Rande: es wundert uns, dass Stephane mit den Leuvenern Englisch spricht (Rücksicht auf uns Touris?), aber erklärt, dass in diesem Teil Belgiens Holländisch gesprochen wird, in seinem jedoch Französisch, was laut Stephane diverse daraus folgende politische Probleme mit sich bringt.

www.geocities.com/infoteekleuven
www.geocities.com/AZerstörung.

Und das sagt Hacke alias Hackl alias Hackmann MC:

MCs Worte:
Also bei der letzten tour hatten wir's nich so einfach 'nen Tournamen zu finden. Aber Lewe + ick haben schon so vorgelegt, dass "TOUR DE BLESSURE" ein passendes Ding wär. Er mit blauem Auge, ick mit abgeschrammter Nase und kaputtem Finger wegen Sk8board-uffe-Fresse-Packerei, was nach zuviel Whiskey + VICTIMS (auf die wir wieder in Frankreich treffen werden. PS.: saugeile Band) halt mal so passiert ist. Zum Glück haben wir eine zwei Meter große Krankenschwester mit an Bord namens Piller, Paller, Boller oder so, die meinen Finger vor Krankenhausscheiße bewahrt hat. Danke. Endlich im ersehnten Tourbus angekommen, war es geil, die muchtigen Bonies wiederzusehen. Es war, als wär ich nie weggewesen, allein der Geruch hat mich an letztes Jahr erinnert. Nach 'n paar Biers sin wir dann auch in Siegburg angekommen, wo wir sehr angenehm überrascht wurden von supernetten Leuten, Gäste wie Veranstalter. Es gab sogar mein Lieblingskommerzbier "Köpi", wow. Es folgte ein meines Erachtens geiles Konzi, von dem ich aber nich so viel mitbekam, weil der Merchraum im Nebenraum war, mit dicke Tür ey.
So, dann ging's weiter nach Leuven, wo wir in 'nem geilen Squat waren mit genau so geilen Leuten. Wow. Das war 'ne geile Hütte mit Gartenoase. Aber das Bierbrauen müssen die Belgier noch üben, wat 'ne Plörre. Was auch dazu führte, dass einige von uns auf so 'nen Cidreverschnitt umschwenkten. Mit Pfirsichgeschmack, uääääääh. Aber zum Breittrinken ertragbar. Die Band, die vor PROLLHOUSE, äh ich mein BONEHOUSE, spielte, ging mir sehr gut rein, wobei anzumerken ist, dass von Leuten und Stimmung nichts zu holen war. Es lag wohl daran, dass einen Tag vorher an fünf verschiedenen Orten Konzis waren und die Leute ausgepowert und pleite waren. Aber so 30 - 40 Freaks haben sich doch bewegt um den Hardcoreadler aus Germany segeln zu sehen. Aber ich muss sagen, dass es mit aller geiler BONEHOUSEMANIER unmöglich war, gegen - und wenn ich Taubohr das sag, is schon ernst - die wohl schlechteste Gesangs- und Muckeanlage der Welt anzukämpfen. Grottenschlimm. Aber die Jungs sind, wie ihr wisst, bei so was unverwüstlich!
Irgendwann haben wir ein paar nette Leute aus Valencia kennen gelernt und sind erst mal inne Kneipe ums Eck, wo das Bier sogar trinkbar war. Wir wurden sogar noch auf 'ne Sportzigarre eingeladen und so ging der Abend ruhig und gemütlich zu Ende. Es ist wunderbar mit diesen x!?//A%§! Auf Tour zu sein!!

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21.03. 2005
Besancon (Frankreich), „L`Asylum“


BONEHOUSE

LA POLITIQUE, OUI, MAIS LA BIÈRE AUSSI!
YEAH - jetzt geht es ab nach Besancon/Frankreich, wo wir unter ganz anderen Vorzeichen zocken als z.B. in Belgien. Wieso? Nun, es besteht mittlerweile einfach ein geiles Netzwerk mit Verbindungen zu netten Leuten in Fronkreisch! Zunächst muss man MASS PRODUCTIONS nennen, das frz. Label, welches unsere "Onward To Mayhem" als LP und jetzt die "The Fuse Is Lit" als CD in Frankreich rausgebracht hat UND uns bereits dreimal nach Frankreich geholt hat (erst mal zwei Dates während der "Road-Mayhem"-Tour 2002, dann das Blasting Days-Open Air 2003 und die grandiose "Kalle, rück den Mexikaner raus!"-Tour 2004). Mass Prod. scheinen irgendwas richtig zu machen, denn sie sind bei den Leuten offenbar überall beliebt und obwohl sie recht viel Werbung machen (Anzeigen, Songs auf CD-Beilagen z.B. beim PUNK RAWK-Mag, Sampler usw.) gelten sie nicht als Kommerzlabel. In Besancon, wo wir heute zocken, kommt noch ein ganz wichtiger Punkt hinzu: Hier wohnen Alex (LYSTERIA) und Marco (Ex-STEROIDS), die zusammen mit anderen Freaks die Label/Veranstalter-Kombi KANIVO CHAOS machen und sich vor Ort voll inne Vorbereitung des Konzis reinhängen. Da kann man sicher sein, dass überall Flyer ausliegen u. Plakate hängen. Überhaupt ist die Punkrockgemeinde in Besancon eine eingeschworene Gang - jeder scheint jeden zu kennen und Bock auf Action zu haben. So kommen wir gut gelaunt nach sieben Stunden Fahrt in Besancon an, treffen Marco und eiern zum L'Asylum. Ich ernte im Tabak-Laden um die Ecke erst mal das neue PUNK RAWK-Mag ab, wo wir mit 'nem Inti drin sind und unter der Headline "La politique, oui, mais la bière aussi!" unsere hässlichen Visagen präsentiert werden.
Wir spielen heute als einzige Band, denn um 22.00 Uhr muss Schluss sein (der Laden ist eine Bar). Schnell trudeln die Freaks ein, von denen wir viele nun schon öfter gesehen haben (Bertrand hat sogar länger in Kiel gewohnt)! Die KANIVO CHAOS-Truppe hat übrigens gerade vor ein paar Tagen die Testpressung der TYPHOON MOTOR DUDES-LP bekommen, welche sie hier raushauen. Ein paar Humpen rein, aufbauen und AB GEHT ES! Von Anfang an stehen die Zeichen auf ALARM! Der Mob kennt bereits die Texte/Refrains und geht voll ab. Es ist sozusagen ALLES andersrum als gestern. Der Sound ist Hammer, dat Publikum steigert den Pogofaktor von Song zu Song und die Kommunikation klappt trotz der sprachlichen Barrieren hervorragend. In einem Kauderwelsch aus Frz./Engl./Dt. kündigen wir die Songs an und man merkt den Leuten den HASS auf den Staat an - da gerade Songs wie "Riot Police" oder "The Capitalists..." inbrünstig mitgebrüllt werden. Die Bullen haben den Punx seit neuestem das Trinken an öffentlichen Plätzen untersagt, da ist natürlich die Losung I WAS BORN IN ZORN! Die Scheiben beschlagen, unser Bühnenbier ist alle, Punx bringen Nachschub, wir wüten gegen Rassisten, Sexisten, Rockstars, Homophobie, Faschisten und Religion - GEMEINSAM. Als unser Programm eigentlich zu Ende ist, lässt man uns nicht von der Bühne, da noch Zeit bis 22.00 Uhr ist - wir spielen auf Zuruf das etwas wackelige, weil ungeprobte "Fascist Pig", spielen "The Capitalists..." nochmal und beenden das Späßgen mit dem eigentlich ad acta gelegten EXPLOITED-Classic "Sex & Violence". Besancon - VOUS ETES DES FEMMES ET DES L'HOMMES TRÈS CHARMANT!
Nous aimons vouz oder so!
Ohne Party geht da nix. Erstmal Pizzen verhaften. Hackl hinterm Merchandise mit Bier und Fressalien versorgen und die Atmo genießen. Es ist hier übrigens schon angenehm warm. Man kann auf der Straße hocken ( nach 22.00 Uhr noch 9 Grad oder so) und nur die Tatsache, dass die Bullen nur einen Vorwand suchen, den Laden zu drangsalieren, verhindert eine ausgedehntere Straßenparty. Sportzigaretten gehen rum, ein Typ zockt Wanderklampfe, ein anderer jongliert (hatte er übrigens hinten im Laden schon während des Gigs gemacht) herrlich. Wir haben zum Glück eine Lösung für das Problem, dass einige schlafen MÜSSEN und andere feiern wollen, denn die Nachbarn von Marco und Alex laden zur Party. Hacke und Lewe hauen sich heute früher hin, der Rest rollt noch zur Party, wo wir u.a. die neue LYSTERIA hören. Ganz fetter Tipp: Die kommen bald auf Deutschland-Tour und fahren ein dickes, real-anarchistisches Brett. U.a. am 13.04.05 in Hamburg (Flora), am 14.04.05 in Hannover(Stumpf), am 15.04.05 wieder in HH (Lobusch) und am 16.04.05 in Berlin (Köpi).
Nu, NATÜRLICH klappt die abgesprochene Schlaf-/Party-Trennung NICHT 100%ig, denn Kalle braucht nachts um 5.00 Uhr seinen Auftritt. Obwohl ALLE schlafen, reißt der Kerl ALLEIN in der Küche den Ghettoblaster auf und faselt Monologe vor sich hin. Boller springt irgendwann auf und verpasst Kalle einen ordentlichen verbalen Einlauf, der zwar kurzfristig Erfolg hat, aber aufgrund der Antworten Kalles ("Ich fühl mich hier wie im Kindergarten, dauernd wollen sich alle abpacken") nicht unbedingt auf tiefergehendes Verständnis gestoßen ist. Daher kündigt Boller an: "Beim nächsten Mal werde ich nix mehr sagen. Dann gibt es eine AUF DIE FRESSE!" Wird es zur Schlacht der Titanen kommen? Lesen Sie weiter im Tourtagebuch der TOUR DE BLESSURE (wow - wat 'nen Cliffhangar!)....

kanivo-chaos.com
lysteriapunk.free.fr
www.massprod.com

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22.03. 2005
Paris, „Péniche Alternat“


BONEHOUSE, LUTECE BORGIA, SKIT YOUTH ARMY, BEACH BONES, SAKAMERDE, LA VERU BERLUE, MICROPENIS

DER RUHIGSTE UND SAUBERSTE SQUAT VON PARIS...
Heute gibt es zum ersten Mal die Möglichkeit sich zu waschen, die auch fast alle mit Genuss wahrnehmen. Nach herzlicher Verabschiedung (wobei Alex & Marco sowie diverse andere am Freitag zu unserem Gig mit INNER TERRESTRIALS in Dijon wiederkommen wollen) geht es ab nach Paris.
Dort sollen wir heute original auf einem BOOT auf der Seine spielen! Wie geil ist das bitte? Paris erweist sich wieder einmal als brutaler Moloch und es gelingt nur mit Hilfe mehrerer Telefonate und eines vom Boot ausgesandten Guide das Teil ausfindig zu machen. Abgefahren: Von außen sieht das Boot viel kleiner aus als von innen. Der Unterschied ist derart sinnverwirrend, dass Lewe die Theorie aufstellt, der Eingang nach unten stelle in Wirklichkeit eine Art Loch zu einer anderen Dimension dar...
3 Bands sind bereits fertig, als wir reinkommen. Wir treffen Ben von LUTECE BORGIA, der auch unseren letzten Gig in Paris betreut hat. Außerdem stellt sich uns ein Regensburger vor, der gerade Urlaub in Frankreich macht und Kalle trifft einen alten Brieffreund (nein, nicht Panos! Kleiner Insider...). Der Innenraum ist vom feiernden Mob erhitzt, es fallen viele schon betrunkene Punks auf.
BEACH BONES schocken - so eine Art Kreuzung aus AC/DC-Beats/Riffs mit 77/80er Punksound und kurzen Frickelausflügen. Dazu eine kratzbürstig kreischende Sängerin, die sehr offensiv auf das Publikum zugeht: "Suck My Pussy!"
Danach geht eine amtliche Old School HC/Grind-Bratze ab. SKIT YOUTH ARMY schenken mächtig ein und mörteln, was das Zeug hält. Hektische Breaks, wildes Geblaste und intensive Schreie. Die Leute lieben es und das Boot wackelt unter den pogenden Sohlen. Zum Schluss gibt's noch ein 7 SECONDS-Cover und zwar na klar "Young Til I Die" (und gut!).
Die Dreier-Besetzung von LUTECT BORGIA rocken als nächste den ollen Kutter. Die Band hat übrigens eine 7" mit einem der coolsten Punkcover überhaupt draußen: Auf der Vorderseite starren drei Skinheads lüstern ein auf sie zugehendes Mädel an. Hinter dem Rücken hält sie allerdings einen Pflasterstein in der Hand. Dreht man das Vinyl um, sieht man die Lady fröhlich davon hüpfen, einer der Skinheads liegt am Boden - neben seiner Birne der Pflasterstein - und die beiden restlichen Typen glotzen verblüfft aus der Wäsche... Na, jedenfalls rocken LUTECE BORGIA mit eingängigen Punkrock-Songs gut ab!
Ich hätte es nicht unbedingt erwartet, da wir als siebte Band eines gemischten Abends zocken, aber die Meute geht heute wieder VOLL ab. Zwar sind nicht so viele Leute wie in Besancon bereits im Vorfeld mit unseren Texten vertraut, aber doch auch einige und ein Großteil der Leute lässt sich sofort mitreißen. Da liegt Energie in der Luft und Partystimmung gleichzeitig. Bei "Riot Piolice" soll laut Boller der olle Kahn richtig gewackelt haben und "Ja Ja wo geht's lank Peter Pank vielen Dank" sorgt sogar für noch mehr Pogo-Alarm. Liegt es unserer Übersetzung "Oui oui que'est que le direction Peter le punk merci beaucoup"? Jedenfalls ein Klasseding, auch wenn Kalles Bassdrum rutscht. Bei "Go Bastards Go!" reißt Späthi 'ne Saite und gerade da kommt der Veranstalter und sagt: "Noch vier Minuten!" Späthi schafft es, die Saite aufzuziehen, zu stimmen und der finale Song "My Definition" wird auch noch ordnungsgemäß gezockt. Autogramme sind ja immer etwas strange, finde ich. Meist wollen die Leute Platten signiert haben, heute auch wieder einige, aber die Sängerin von BEACH BONES kommt echt mit einem Zettel an, den wir mit Spruch und Widmung versehen sollen. Was macht man mit so einem vollgekritzelten Stück Papier?

Der Veranstalter des Konzis hat zur Unterbringung einen Squat organisiert, worauf Boller etwas skeptisch guckt. Der sei TOTAL SAUBER und es sei auch VÖLLIGE RUHE garantiert, wird gesagt. Schwede, die Leute hier in allen Ehren, aber der Unterschied zwischen dieser Behauptung und der Realität könnte nicht größer sein... Im Squat tobt der Bär, es läuft eine Techno-Party, eine Crustcore-Party und eine Death Metal-Party! Der Pennraum liegt da drunter, ein krasser Kellerraum, der nach Proberaum duftet. „We found some matratzes on the street!“ – das kann doch nicht…? Doch! Die Freaks da – die alle echt okay und nett sind und auch erst HEUTE davon erfahren haben, dass wir hier pennen – zerren original ein paar Matratzen aus dem Garten!! Echt die Härte, hätten wir vielleicht doch privat bei Ben pennen sollen, was der uns netterweise angeboten hatte, da er schon skeptisch war...

Ein Problem stellt die Parkplatzsuche dar - Martin hat nach EINER STUNDE Suchens immer noch nix gefunden und überlegt nun, nach Nancy zu fahren, durchzumachen und vor Ort tagsüber noch irgendwie zu pennen. Die totale Ironie: Kalle, bisher der einzige, der so gut wie gar nicht geschlafen hat, hat sich heute schon hingepackt! Und das, während der Rest gerade überlegt, ob wir durchmachen... Aber wir erklären den Plan eh für Wahnsinn und finden zum Glück einen Ortskundigen im Squat, der mit Martin noch mal auf die Suche geht und wat findet.
Auch abgefahren: Im Squat sind auch Leute, die auf dem Boot waren und einer erzählt, er hätte noch NIE so einen energiegeladenen Gig einer Band gesehen (sagt er völlig ernst). In einer Zeit der sich überbietenden Superlative und Megabrutaloknüppelbands ein heftiges Lob...
Na denn gute Nacht, ich leihe mir von Späthi Ohrstöpsel, ramme mir die so tief in die Lauschmuskeln, dass weder Schnarcher noch Partygeschrei mehr eindringen. Wenn nur nicht der Weg zum Pissen wieder hinaus in den Garten führen würde (Klos gibbet nich)...

skityoutharmy.tk
www.lutece-borgia.phd.fr
www.alternat.org

Und das sagt Hacke alias "die mobile Schmeißfliege" alias Master of Ceremony:

Also, es war schön in Besancon zu sein. Wir haben einige bekannte Gesichter gesehen und ich habe den Eindruck, dass dort die Fananzahl sehr hoch ist, was ich auch am Merchstand deutlich merkte. Der Umsatz war auch letztes Jahr der beste der Tour, obwohl das Café Asylum nicht allzu groß ist. Nach einem Soundgewitter mit geiler Stimmung (BONEHOUSE war die einzige Band) sind wir dann zu Marco + Alex gedüst, wo wir auch letztes Jahr schon geratzt haben. Die anderen sind noch auf eine Party gegangen, Lewe hat vorsorglich die Boxenkabel ausgestöpselt, und dann hat es mich auch schon umgehauen. Kalle war das dann Wurst mit den Boxenkabeln, der hat einfach in der Küche weiter gezecht und mitten in der Nacht den Sound so aufgerissen, dass trotzdem alle aufgewacht sind, ha ha. Am näxten Tag bei schönem Wetter gings auf nach Paris, und Besancon bleibt wieder mal in guter Erinnerung.
Also, auf einem Boot zu spielen ist geil - da sind wir uns alle einig. Nachdem wir den schwierigen und langen Weg mit Hilfe eines Ortskundigen bewältigt hatten, kamen wir endlich an. Man merkte, dass der Gig schon länger am Laufen ist (irgendwie sieben Bands) und dass die Leute nicht wegen der Wellen am Schwanken waren. Ich hatte das Pech, dass die erste Kontaktaufnahme mit Leuten war, die so unangenehm dicht waren, dass ich die Gespräche abgebrochen habe. Das war's dann aber auch, den Rest des Abends hatte ich nur noch mit netten Peoples zu tun. Und da war ich echt froh. Schade war auch, dass das Essen so grauenvoll war, daraufhin sind Boller, Lewe und ick zu 'nem Burgershop gelaufen, wo das Essen auch grauenvoll war. Shit happens. Danach war uns ECHT schlecht und erst nach 20 - 30 Bier legte sich das Matschbauchgefühl langsam. Die Stimmung auf dem Kutter war bombig. Es war ein herrlicher Punkmob anwesend, der das Boot zum Schaukeln brachte, was beim BONEHOUSE-GIG eine stattliche Schräglage erreichte und das ist superlustig, wenn man da rumlatscht, weil man erst nicht weiß, ob das Boot schwankt oder sich schon der Rausch bemerkbar macht. Nach dem schönen Abend war ich aber froh, dass es vorbei war. Weil ich super K.O. war. Dann ab nach Süd-Paris in 'nen Squat. Dort war es sehr nett. Da war noch Party und es geschahen zwei unvorhersehbare und unglaubliche Dinge: Boller hat gelacht!!!! Und Kalle hat geschlafen. So was gabs noch nie. Nach ein paar Biers sind wir dann auch pennen gedüst. Was echt geil war, um ein Haar wären wir noch nachts nach Nancy gefahren, weil Martin und Boller absolute Parkplatzprobleme hatten, was echt ätzend gewesen wäre. Schön wars!

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23.03. 2005
Nancy, „L'Austrasique“


VICTIMS, BONEHOUSE, AENIMA

HEY NANCY, WHERE IS SID?
Ab nach Nancy! Früh jagt Martin uns aus unserem Schlafgemach und ziemlich zerbeult und matschbirnig geht es auffe Straße.

Recht früh kommen wir in Nancy an, einer Stadt, die mit ca. 300.000 Einwohnern so ungefähr die Größe Kiels hat. Supernett werden wir im Klub L’Austrasigue empfangen und sofort umschwirrt uns eine vielköpfige Catering- und Soundcrew und versorgt uns mit Kaffee, Obst, Brot, Käse etc. Der Laden hat eine mächtige Anlage und ist überhaupt sehr professionell ausgestattet, dat Personal besteht offenbar aus engagierten Punks & Freaks (die nennen ihre Stadt übrigens „Nancy Rock City“, he he). Es kommt beim Ausladen zu einer schicksalhaften Begegnung: „Nico!“ schreit Hacke plötzlich! „HAAAACKE!“ brüllt der angesprochene, ganzkörpertätowierte und krustig anmutende Punker, der uns gerade beim Boxenschleppen hilft: „Was machst du asoziale Sau denn hier?“ Der Typ hat 17 Jahre in Deutschland gelebt und war in den 80ern/90ern offenbar auf so ziemlich jeder Demo im Norden GANZ VORNE dabei. Meierei, Hafenstr., Brokdorf etc. – der Typ kennt alles und die Storys sprudeln aus ihm wasserfallartig heraus. Selbst Hacke kann mit diesem Redefluss kaum mithalten... Na, ich denk mal, der Hackmann wird in seinem Bericht mehr über Nico erzählen...

Da die VICTIMS (Schweden) etwas später kommen, wird unsere Backline benutzt und Lewe kann zum ersten Mal auf dieser Tour mit einer richtigen P.A. arbeiten. Freut ihn besonders, weil er einige Mikros zum Austesten dabei hat, die man wohl erst mal 30 Tage lang unter Live-Bedingungen prüfen darf, bevor man eine Kaufentscheidung trifft.

Der Abend verspricht gut zu werden, schon im Vorverkauf sollen 100 Tickets weggegangen sein. Erzählt uns Veranstalter Raph, der in der lokalen Band AENIMA mitspielt. Die sind nicht nur heute dabei, sondern zocken alle frz. Dates der VICTIMS-Tour mit und in La Ferriere werden wir erneut auf beide Bands treffen.

Die VICTIMS kommen dann auch an und beim gemeinsamen warmen Mahl gibbet ordentlich Geschichten auszutauschen. Schließlich kennen wir Klampfer Jon von seiner anderen Band SAYYADINA und vom NASUM-Gig in Kiel. Der Typ spielt also mindestens in DREI Bands. Halt – spielte, denn NASUM haben sich nach dem Tod Mieszkos während der Flutkatastrophe aufgelöst. Diesen Freitag wird das Begräbnis stattfinden, erzählt Jon.

So, Showtime für die Franzosen von AENIMA. Boah, was ist denn das für ein BRETT? So einen wuchtigen Sound, der gerade untenrum ALLES zuwummert, hat kaum einer der Anwesenden in einem vergleichbaren Laden bisher vernommen! Ein Prügel-Inferno mit hektischen Breaks, Metal-Frickel-Attacken und hohem Gekreisch. Der Mob ist begeistert, der Laden jetzt schon voll (ausverkauft), hat man diese Band wohl zwei Jahre nicht in ihrer Heimatstadt sehen können. Es wird weniger gepogt, mehr die Arme hochgerissen und gebangt (sind auch viele Metalheads heute da). Hammer!

In Nancy sind wir noch ein unbeschriebenes Blatt und stehen vor der Herausforderung, das eher knüppelorientierte Publikum anzusprechen. Am Anfang guckt man abwartend zu, der Applaus ist nett, aber noch zurückhaltend. Da ist es für uns spannend, ob es im Laufe des Gigs gelingt, die Stimmung hochzupushen oder ob die Leute das Interesse verlieren!?! Und es gelingt ersteres! Super, so ab der Hälfte des Gigs ist der Funke endgültig übergesprungen. Unablässig feuern wir Song auf Song ab, wetzen über die Bühne und vergießen literweise Schweiß, da schließt das Publikum zur Bühne auf und bei „Riot Police“, „Ja Ja...“ und vor allem „Go Bastards Go!“ kann ich das Mikro in mitgrölende Fratzen halten. Über den Erfolg freuen wir uns natürlich und auch Veranstalter Raph grinst über beide Backen und lädt uns für nächstes Jahr wieder ein.

Dann fegen VICTIMS mit gnadenlosem D-Beat-Gewitter alles weg! Hell Yeah, was für ein Orkan. Noch stehen sie bekanntheitsmäßig im Schatten von WOLFPACK/WOLFBRIGADE oder SKITSYSTEM, sie stehen diesen Bands aber in Nichts nach. Vielleicht sind sie live sogar stärker, denn sie machen deutlich mehr Action auf der Bühne. Ein Brecher nach dem anderen walzt aus den Boxen, allerdings ist nach 30 Minuten oder so auch schon Schluss. Na gut, bei dieser Mucke ist die Prämisse „kurz & schmerzvoll“ wahrscheinlich besser, als dat Publikum mit ’nem 100-Min.-Set zu erschlagen.

Vor dem Laden gibt es indes Trouble: Drei Nazis (!) begehren Einlass und als sie erkannt werden, zücken sie diese flexiblen, auseinanderziehbaren Metallschläger aus den Boots! Doch der olle Straßenkämpfer Nico wuchtet allen drei kurzerhand die Gesichter aus und schickt sie mit aufgeschlitzten Reifen heim...

Hackl nächtigt natürlich bei Nico, denn die beiden haben fünf Jahre Storys nachzuholen und da ist eine Nacht noch zu wenig... Wir pennen privat beim Pärchen Billy & Fanny, eine sehr entspannte Sache. Mit ein paar Bieren & Cider lassen wir den Abend ausklingen und können mal in richtigen Betten ratzen und auch noch auf mehrere Räume verteilt. Luxuriös muchtiger Ratzomat!

Und das sagt Hacke alias Monsieur ’Ackmaaan alias ’Ackl:

So, jetzt muss ich mich auch mal wieder zu Wort melden. Die letzte Woche war megageil und ich habe jetzt das Gefühl eingetourt zu sein. Der Wahnsinn fing an, als ich in Nancy einen Uraltkollegen aus Berlin nach fünf bis sechs Jahren wiedergetroffen habe. CRAZY OLD EL PAPA-PUNK NICO. Wir hatten eine Menge zu belabern und zu betrinken, was wir auch sofort starteten. Ab zum Supermarkt und erst mal besten Cidre und belgisches Bier eingeladen. Dann stellte ich fest, dass seine Freundin in der Konzigruppe ist, die das Konzert auf die Beine gestellt hat. So klein war die Welt wieder. Vor lauter Freu + Trink hab ich mich unabsichtlich ums Ausladen des Boniestuffs gedrückt, ha ha. Ich denke, die Jungs haben mir aufgrund dieses Ereignisses verziehen. Der Club: geil. Die Stadtwixer haben da einen amtlichen Schuppen mit Wahnsinnsanlage hingezimmert. Nico meinte aber zu mir, dass sie sich damit freigekauft haben. Wenn man irgendwelche Wünsche an die Stadt stellt, wird mit dem großen Finger auf den Club verwiesen und darauf, dass man sich nicht zu beschweren habe. Na ja. Die Böners, insbesondere Lewe, freuten sich jedenfalls über die fette Soundanlage und darüber, dass das Konz per Vorverkauf quasi ausverkauft ist. Cool. Aber Vorverkauf bei Konzis dieser Art ist mir neu. Es wurden jedenfalls sehr amtlich die Holzwürmer aus dem Gebälk gerockt, der Laden war voll und alle zufrieden. Ich bin noch mit zu Nico und wir haben einen bierigen Ausklang mit viel Punkrock und Gesülze vollzogen. Herrlich!!!!!!

www.victimsinblood.com
www.aenima.fr.st
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24.03. 2005
Lyon , „Au Clos Fleuri“


BONEHOUSE, PLASTIC GUNS

LONELY IN LYON...
Zum zweiten Mal auf der Tour gibt es die fette Wellness-Dusch-Bratze und so geht es duftend, gekämmt und klabüsterbärenbefreit zurück in den Klub. Leider hat die Reinmachfrau ihrem Namen keine Ehre gemacht – die hat nich reingemacht, sondern rausgemacht und zwar das gesamte Frühstück! Macht nix, wird halt von der netten Crew neu eingekauft und zusammen mit VICTIMS und AENIMA entspannt gespeist.

Vor Lyon wird allerdings gewarnt! Selbst unsere hier schwer beliebten Labelkollegen von INNER TERRESTRIALS hätten dort vor nur 20 Nasen gezockt. Lyon soll so gut wie KEINE Punkszene haben und das, obwohl es die zweitgrößte Stadt Frankreichs ist. Nu, der Gig ist auch erst zwei Wochen vor der Tour dazugekommen, die Erwartungen sind eh zurückhaltend.

Nach der brutalen siebenstündigen Fahrt, die wir uns mit Saufen (echt?), Mucke hören (is nich wahr!) und Scheiße reden (ach was!?!) vertreiben, kommen wir am AU CLOS FLEURI an, was eine Art Gasthof ist. Aber ganz schnell merkt man: Der Veranstalter Emric (Schreibweise u.U. anders) hat da sein ganzes Herzblut reingesteckt, uns hier einen Auftritt zu organisieren. Er liebt unsere neue Platte und weiß im Grunde vorher, dass die Aktion ihm finanziell nur ein Minus einbringen kann. Alle Punkläden, die es in Lyon mal gab, sind vom Staat geplättet worden. HASS!

Ich befürchte Schlimmstes, als ich die WINZIGE Gesangsanlage sehe, die es gegen Kalles infernalisches GEHÄMMER aufnehmen soll. Aber Entwarnung – nach zweistündigem Gefummel ist der Gesang sogar saulaut und ich nehme vorweg, dass ich mich auf dieser Tour bisher noch nie so gut auf der Bühne gehört hab.

Erst mal zocken die lokalen PLASTIC GUN – wie erwartet sind so 20 Leute da (+ Crew und so ca. 30 Anwesende). Die Band spielt melodischen Streetpunk, der gut reinläuft und den Anwesenden ausnahmslos gut gefällt.

Es ist schon witzig – obwohl die Bedingungen von der Zuschauerzahl her ähnlich sind wie in Belgien/Leuven, wird dieser Gig – glaubt es, oder leckt mich am Arsch – ein verdammt großer Haufen Spaß! Das liegt zum einen an dem völlig lauten Bratsound auf der Bühne (im Nachhinein fällt uns auf, dass es gestern AUF der Bühne ruhig noch lauter hätte sein können), der einem durch den Druck voll den Arschtritt gibt, und zum anderen am wesentlich interessierteren und kommunikativeren Publikum. Die entspannte Situation kitzelt aus uns ALLES heraus, wir packen die BONEHOUSE-Keule raus - und zwar ohne die leisesten Hemmungen – und ziehen sie jedem der Anwesenden über den Schädel... Da werden alle Register gezogen und spätestens, als ich zum langsamen Anfang von „I Hate It Here“ auf dem Bauch durch den Saal robbe, haben wir die Audienz überzeugt. Selbst die bisher grimmig dreinblickenden Skinheads am Tresen nicken nun grinsend mit den Köppen im Takt... Am meisten dreht Emric ab, springt bei „Riot Police“ auf die Bühne, grölt ins Mikro und reißt mehrere Kumpels zum Pogen vor die Bühne. Nach dem Gig passiert wat Nettes: Ich steh am Merchstand und nahezu JEDER der Anwesenden kommt vorbei und BEDANKT sich für den Auftritt! Echt süß!

Danach geht es zu Emric inne Bude. Nach einer Fahrt durch Lyon stellen wir dat BONEMOBIL auf einem öffentlichen Parkplatz ab und laut Emric sollen wir unser Equipment lieber verstecken, da hier viel gezockt werde. Martin hat Vorhänge dabei, mit denen er alle Öffnungen verhängt, wobei es fraglich ist, ob das potentielle Langfinger nicht auch anlocken könnte.

Auf dem Weg zu Emrics Bude treffen wir auf drei ...äh... Damen in Hotpants, Highheels + jeweils drei Zentimetern Schminke im Antlitz. Kalle ist sicher: „Das sind Punkerinnen, die auf den Bus warten!“. Genau...

’Ackl comes again:

Zwei lustige Punx aus Lyon haben das Konzert auf die Beine gestellt oder besser gesagt: Die beiden einzigen lustigen Punx aus Lyon haben das Konzert auf die Beine gestellt...

Das gibt’s doch nicht, oda!? Die olle Stadt hat 1.000.000 Einwohner und es gibt keine fuckin Punx da. Shit, selbst die Skins, die zu 90% von der Band (die fand ich sehr sehr geil, lustig fand ich deren Outfit, denn da hätte ich anderen Sound erwartet. Funniger Skarockpunkmix.) waren, kamen aus dem Nachbarort angereist. Es ist wohl im Süden von Frankreich überall beschissen, wenn’s um so was geht. Kennt man ja aus dem Süden von D-Land, fuck shit. Die Armen. Das Konzi soll sehr lustig gewesen sein. Ich war mal kurz weg um mich mit meinem Freund, dem Stromkasten zu besaufen. Da hab ich ein klein bisschen von den Leuten mitbekommen, und ich sage euch, ich dachte, ick bin in München, ey. Wie ein Außerirdischer kam ich mir vor. Echt krass in so ’ner Millionenstadt. War mir wurscht, Prost. Kalles Opa ist hier wohl auch begraben. Der ist da im 2. Weltkrieg gefallen. Er hat noch ein Foto, wo er als kleiner Junge neben dem Grabstein steht, der in der Tat genauso heißt wie er. Die Stadt als solches betrachtet fand ich sehr schön. Aber für Kultur nix Zeit, sehr schade.

 


 

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