BONEHOUSE - TOURTAGEBUCH

25.10.  Bischofswerda
27.10.  Oberhausen

VON DER "Road - Mayhem"-TOUR 2002

26.10.2002
- Neubrandenburg -
"AJZ"


BONEHOUSE, RAWSIDE
(ca. 300 Besucher)

Der Wahnsinn regiert

Philipp:
Oha - heute ist der letzte Tag mit Klebo, der jeden Tag einen Höllenjob am Verkaufsstand vollbracht und uns damit einen Riesensack Arbeit abgenommen hat. Aber während der Tour kam ein Gigangebot für seine eigene Band ABGELEHNT rein. Die können nämlich morgen mit den geilen Franzosen THE STEROIDS in Hannover zocken.
Beim Abbauen finden wir in einer Ecke das Backdrop von RAWSIDE, die bereits losgefahren sind und das Ding mit dickem Kopp liegengelassen haben. Wir beschließen, den Jungs von diesem Fund nix zu erzählen, um sie heute Abend beim Konz ein wenig zu verarschen...
Neubrandenburg scheint wirklich viele viele Fascho-Glatzen zu haben. Gerade Locke, Späthi und Isi treffen beim Rumfragen fast nur Spacken, deren rechter Arm hektisch zuckt. Dafür ist der Laden umso kultiger und offenbar ein Zentrum des antifaschistischen Kampfes in der Stadt. Zahlreiche Flyer und Plakate zeugen von politischen Aktivitäten gegen die Faschos und das System generell.
Heute heißt es Styling brutal im Haarstudio Henne! Henne und Gernot (RAWDRIVER II) knallen mir Haarlack ohne Ende auf den Kopp und machen die fettesten Spikes seit den Casualities klar. Meine Matte wird zum feisten Stachelkopp! Henne und Gernot sind mit Feuereifer bei der Sache und zeigen sich von ihrer Arbeit begeistert: "Alter, da geht mir vielleicht einer an dabei!" triumphiert Henne. Dat Ergebnis ist derart voluminös, dass ich nicht mehr durch die Türen passe, ohne links, rechts und oben gleichzeitig anzustoßen! Beim Gang zum Pissoir fällt selbst gestandenen Punks der Unterkiefer runter und die Augen werden groß. Ständig weichen mir Leute aus, damit sie nicht die Spikes in die Fratze gestochen bekommen. Die anderen lassen sich auch nicht lange bitten: Martin rasiert sich einen schicken Iro, Pete malt sich mit einem schwarzen "Edding Permanent" mehrere Zahnlücken in die Zubis und Späthi hängt sich fette Bauarbeiterhandschuhe an den Gürtel. Da auch noch ein leckeres Essen eingeschoben wird, ist die Zeit bis zum Gig um 23.00 Uhr schnell überbrückt. Wie in Bischofswerda ist das zahlreich erschienene Publikum bunt gemischt aus Punks, Metalheads usw.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Philipp:
So ballern wir höchst motiviert los und irgendwie habe ich das Gefühl, dass heute mehr Foto-Blitze als sonst durch den Raum zucken. Der Sound ist auf der Bühne leider ziemlich bescheiden, die Gesänge sind kaum zu hören. Aber da die Anlage wohl nicht mehr hergibt, heißt es Augen zu und durch. Vom Chaos- und Spaßfaktor her mutet dieser Auftritt schon wie ein letzter Tourtag an. Vor der Bühne ist es nach mehreren Bierfontänen gleich zu Anfang offenbar sauglatt und die Pogenden legen sich reihenweise auf die Schnauze. Die Glätte bekomme ich schnell selbst zu spüren, denn als Pete mich mit einem saftigen Arschtritt ins Publikum befördert, schlittere ich amtlich durch den Sud. "Moin Leute! Geiler Klub hier - nur die Türen sind etwas eng!" Trotz Tourroutine vergucke ich mich in der Playlist und sage statt "I Don`t Think So" "Handcuffed & Horny" an. Während Pete und Martin sich nach meiner Ansage richten, denken Kalle und Späthi sich "Was auf der Playlist steht, ist Gesetz!" und so werden "I Don`t Think So" und "Handcuffed & Horny" gleichzeitig angespielt. Großes Gejohle als ich erkläre: "Äh, Sorry! Hab den falschen Song angesagt, deshalb haben wir eben 2 Songs auf einmal gezockt...". Die Spikes geben bei der erhöhten Luftfeuchtigkeit, literweise Schweiß und permanentes Rumgehopse von mir langsam aber sicher den Geist auf. Vom Look der Freiheitsstatue zu Bugs Bunny! Vor "Go Bastards Go" kommt Boller auf die Bühne und rollt das RAWSIDE-Banner aus. Da machen die Barzis große Augen, hatten wir doch beim Mittagessen noch über das Thema gesprochen und ihnen unser Mitleid über das vermeintlich verlorene stück vermittelt. "Wir dachten, die Bayern sind trinkfest, aber wat lassen die da im Suff liegen? Das Banner hier wollten wir eigentlich versteigern, aber wir sind ja fair: Wenn RAWSIDE beim näxten Song auf die Bühne kommen und mitschmettern, kriegen sie ihr Backdrop zurück!" verkündet Boller schelmisch. Die Jungs versuchen sich zwar erst mal gegenseitig auf die Bühne zu schubsen, aber beim ersten Refrain trauen sie sich dann doch auffe Bühne und grölen mit. Henne lässt es sich nicht nehmen, mir noch `ne Ladung Haarspray in die abknickenden Spikes zu sprühen. Danach hält er ein Feuerzeug an die Sprühdose und ballert meterhohe Flammen direkt an Petes Rübe vorbei, der garnix davon mitkriegt. Auf der Bühne wird es immer enger, denn wegen der steigenden Temperaturen entledigen sich stetig mehr Gäste ihrer Jacken und werfen sie uns vor die Füße. Am meisten Alarm geht heute beim 7"-Song "Wankers" ab, wo der Pogo zeitweilig bis zum Mischpult reicht. Im letzten Drittel geht dagegen weniger, aber dat Doppelpack "Destroy The City" und "My Definition" zwingt die Asis wieder zum gepflegten Tanz. Ach ja, Bauarbeiter-Handschuhe kamen auch bei mir zum Einsatz, denn auf dem Gang lag ein ganzer Stapel davon, und so ziehe ich mir vor "You Won`t Change Me" zwei von den Dingern über die Griffel und brülle: "Der heutige Gig steht im Zeichen der Construction Gloves! Lasst uns alles einreißen, was die Kapitalistenwixer an Hochhäusern und Banken errichtet haben und unsere eigenen Ideen beim Neuaufbau verwirklichen!" Äh, ja.
Heute geben wir Klebo endlich mal die Chance, RAWSIDE von Anfang bis zum Ende anzuschauen und lösen ihn am Stand ab. Und er sieht meiner Meinung nach einen der besten Gigs. Obwohl RAWSIDE ebenfalls auf der Bühne Soundprobleme haben, knallen sie ihre Songs derart brachial in die Hütte, dasset nur so kracht und scheppert. Bei "Ratten", "Tears Of Yesterday" und "Nieder mit dem Faschopack" drehen RAWSIDE den Spieß um und fordern uns auf die Bühne und so schmettern wir inkl. Boller diese Songs ordentlich mit. Henne: "Der nächste Song ist für BONEHOUSE. Die sind absolut wahnsinnig! Die saufen sogar Bayern untern Tisch!" Die Hütte tobt und meine Zeit hinterm Stand ertrage ich angesichts des geilen Auftritts nur schwer. Als ich wieder reinwetzen kann, lässt Henne gerade dat perfekte Fazit für unsere gemeinsame Zeit vom Stapel: "Wir hatten unglaublich viel Spaß mit den Jungs von BONEHOUSE! Der Wahnsinn hat regiert in den letzten Tagen und er regiert immer noch! Wir hoffen, nächstes Jahr noch weitere Gigs gemeinsam durchzuziehen!" So sei es!
Da die Pennplätze recht knapp sind und wir Fahrzeit am Folgetag einsparen wollen, fahren wir heute Nacht noch nach Berlin, wo wir privat bei Hacke und Martins Freundin Birgit knacken. Auf der feuchtfröhlichen Fahrt beobachten wir noch ein verblüffendes Natur-Phänomen: Um den Mond herum ist ein exakt kreisrundes Wolkengebilde. Very strange. "Ach wat, dat ist nur das Ozonloch!" beruhigt uns Hacke.
Bei Hacke inner Bude treffen Kalle und ich noch auf alte Bekannte aus der Fettecke: Schimmel und Locke (also nicht unser Webmaster)! Da kreisen die Humpen, bevor endlich der ersehnte Schlaf eingeholt wird. Bei Hacke steht alles voller Geräte zum Drucken und Färben und deshalb ist Platz rar: Ich klettere über einen Kasten, auf dem eine Tonne steht, in ein Hochbett, Kalle muss sich in Lockes Bett mit einem Pitbull das Lager teilen, der ihm immer wieder knurrend die Decke wegzieht...

 

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