... aus dem Eternity #21 (2002)
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1.
Hi Philipp & Bonehouse. Gratulations zu "onward to mayhem"
euerm Philipp: Ja, besten Dank erst mal, mein
Lieber! Fuck - Du hast recht: Es ist tatsächlich schon 5 Jahre
seit dem letzten Inti mit euch her, aber Ihr habt uns ja mit Sonx auffer
CD-Beilage und guten Kritiken immer weiter schön die Stange gehalten
(bildlich zu verstehen - Ihr Strolche!). 2.
Euern Stil zu beschreiben ist keine so einfache Sache, aber ich denke
Philipp: Dat ist BLUTGRÄTSCHEN-POGO-MOSH, Alder, hört man doch sofort! Crust Core ist schon geil, kann ich mir manchmal den ganzen Tag anhören. Das ist so herrlich primitiv, total reduziert aufs Wesentliche. Aber ich denke, dass bei uns nur einzelne Songs wie z.B. "Blast Away (The Rich)" wirklich reiner Crust sind. Die Basis ist Hardcore, allerdings Hardcore der Sorte, die rockt und auch `ne fette Metal-Kante aufweist. Also kein Brüllaffen-tough guy-Geprügel! 3. Ein paar Worte zur aktuellen Scheibe, was
kann der geneigte Hörer Philipp: Die Scheibe wird ihn/sie sofort überrollen mit dem Titelsong, schön schnell, hasserfüllt, gleichzeitig aber voller Lebensfreude! Denn von diesem scheinbaren Widerspruch lebt unsere Mucke und erzeugt somit auf lange Distanz gehört emotionale Hochgefühle, die er/sie nicht so schnell vergessen wird! Und ist es wirklich so ein Widerspruch? Trifft Hass auf das System und/oder die eigenen Lebensumstände nicht oft auf den unbändigen Wunsch, sein Leben trotzdem zu genießen, die Sau rauszulassen und den Schädel an den Bühnenrand zu schmettern? Jedenfalls kann man gleich beim Opener den Refrain mitbrüllen: RIOT! ONWARD RIOT! TO MAYHEM... 4. Ein paar Leuten die bei mir euer aktuelles
Werk gehört haben ist Philipp: Gefällt mir sehr gut! Denn Lemmy und seine Warzen gehören zu den Konstanten im Leben, auf die man sich verlassen kann wie den morgendlichen Bierschiss oder die verspätete U-Bahn. Das schätze ich an einer Band! Jeder in der Band mag Motörhead, ihre kompromisslose Art und das ganze Lebensgefühl, welches da transportiert wird. Und natürlich haben wir da einen ganzen Tick mehr Punk mehr in der Mucke. Wobei Motörhead oft falsch interpretiert werden, der gute Lemmy sieht seine Band definitiv nicht als Heavy Metal an, sondern viel eher als Rock`n`Roll. 5. Wenn man eure Entwicklung von Anfang an betrachtet
so habt ihr schon Philipp: Es ist einem ja selbst gar nicht bewusst, inwiefern man sich weiterentwickelt hat. Ich war nach Abschluss unserer neuen Aufnahmen wirklich überrascht, wie melodisch die ganze Suppe geworden ist. Tatsächlich: Es rockt mittlerweile mehr, es ist runder, melodischer und dennoch aggressiv, brachial und pfeilschnell nach vorne. Ich finde es sehr gut, dass Du auch dieses positive Gefühl raushörst, denn das ist definitiv drin. Ich selbst habe oft mitbekommen, dass viele Leute abschalten, wenn sie den Begriff "Hardcore" hören. Weil sie dann denken, es handele sich um diese ganzen peinlichen Prollis, die über ihren täglichen Straßenkampf singen. In die Tonne mit diesem Müll - außer einigen Originalen, die wahrscheinlich wirklich auf der Straße aufgewachsen sind. HC hat viel mehr zu bieten, kann synonym mit Intelligenz, Power, positivem Hass (!) und den Blutdruck erhöhender Mucke sein! Was wir spielen, ist unsere Variante dieser Mucke. Die Qualität unserer Songs ist glaube ich über die Jahre deutlich angestiegen: Ein guter Song nach unseren Maßstäben muss einen Refrain besitzen, der sich ins Hirn brennt und einen gewissen Höhepunkt aufweisen, er darf nicht einfach so dahinplätschern. Wir versuchen halt immer diese Balance aus Eingängigkeit und Abwechslung zu perfektionieren. 6. Wie setzt sich das typische Bonehouse Publikum
zusammen, musikalisch Philipp: Es kommt eigentlich oft darauf an, in was für einem Laden man spielt oder wer der Veranstalter ist, in welchen Kreisen er Werbung gemacht hat. Läuft die Werbung nur über eine bestimmte Szene, kommen entsprechend mehr Metalheads oder Punx. Wenn die Werbung übergreifend läuft, ist das Publikum sehr gemischt: Punks, Rock`n`Roller, Metaller, HC-Freaks. Das finde ich sehr befriedigend, denn wir haben mittlerweile gesehen, dass es doch viele Freaks gibt, die gar nicht so in Schubladen denken. Nicht so viele, wie es einem die jeweiligen (selbsternannten) Szene-Kontrolleure oft vorgaukeln wollen. 7. Wie wichtig ist es euch neben eurer Musik
auch Inhalte zu vermitteln? Philipp: Definitiv! Finde ich auch immer recht langweilig, wenn es bei bestimmten Bands ausschließlich um Sex, Drugs und Rock`n`Roll geht. Wir haben BONEHOUSE nicht gegründet, um Rockstars zu werden oder uns auf der Bühne abfeiern zu lassen. Erstmal war da dieses angewiderte Gefühl, kotzen zu müssen, wenn man sich die nationalen und internationalen Missstände vor Augen führt. Der Drang war also bei uns da, etwas zu tun, und sei es nur, Dampf abzulassen und seine Wut herauszulassen. Das ist also erst mal eine ganz egoistische Haltung, aus der sich unsere Texte entwickelt haben und nicht etwa der Glaube, irgendjemanden von den eigenen Ansichten überzeugen zu müssen. Ich bin auch nicht der Meinung, politisch besser gebildet zu sein als unser Publikum, ich habe aber das Bedürfnis, keinen aufgesetzten Müll zu singen, sondern authentische Wut rauszuschreien. Oft trifft man auf die Meinung, man könne nichts ändern mit Texten oder Politik und Musik hätten nix miteinander zu tun. Das halte ich für ausgemachten Blödsinn! Bei vielen Bands vermute ich ehrlich gesagt, dass sie nur Schiss davor haben, potentielle Käufer zu verlieren, wenn sie mal deutlich Stellung beziehen. Tatsächlich macht es doch sehr viel Sinn, sein Maul aufzumachen: Denn wenn wir alle zu den zahllosen Verbrechen an Menschheit, Natur und Tieren schweigen, sanktionieren wir damit diese Taten! Das Schweigen wird die Täter bestätigen, dass es keinen Arsch kümmert, ob Menschen gefoltert, vergewaltigt oder getötet werden! 8. Wie wichtig sind euch die Lyrics allgemein,
wer ist für sie Philipp: Wenn ich mal von mir als Schreigräte ausgehe, dann gehe ich soweit zu sagen, dass mir die Texte sogar wichtiger als die Musik sind. Der Inhalt steht vor der Form sozusagen, auch wenn ich einen Text erst dann ausformuliere, wenn der Song steht, andersherum ist es sehr unpraktisch, weil man dann den ganzen Kram umschreiben muss. Ich schreibe also einen Großteil der Texte, pro Platte gibt es 1 bis 2 Texte von Pete oder Kalle. Ideen liefern aber alle, denn wir diskutieren viel über die Inhalte. Ich habe mal ein Interview mit `ner Band gelesen, die sich überrascht zeigte, dass sich in ihren Reihen ein Fascho befand, weil sie ja nie über Politik gesprochen hätten. Ist das zu fassen? Da teilen sich diese Spacken jahrelang einen Proberaum und fabrizieren einfach nur Musik, ohne die elementaren Ansichten des anderen zu kennen. Aber ich schweife ab: Die Texte können einfach persönliche Erlebnisse verarbeiten (z.B. "Throwing Dirt Loosing Ground", wo es um Neid, Missgunst und Opportunismus geht), Dinge anprangern wie Faschismus/Rassismus ("Shut `Em Down" über die Forderung alle Nazi-Rattenlöcher auszulöschen oder eben "Fascist Pig"), Sexismus/Doppelmoral ("Handcuffed & Horny" über schleimige Manager, die tagsüber ihre Untergebenen knechten, nachts dann einer Domina die Stiefel lecken) oder Kriegstreiberei ("Blast Away (The Rich)", "Indo China") - eigentlich kriegt jeder sein Fett weg, der es verdient: Charlton Heston und die NRA stellvertretend für alle Waffennarren ("Disarm Charlton Heston"); Leute ohne Rückgrat, die für Geld alles tun ("Shove That Money Up Yer Ass") oder die typischen Durchschnittsmutanten ("Against The Mutant Hordes"). Wir haben es diesmal aber auch geschafft, zwei positive Songtexte unterzubringen, die einfach nur beschreiben, wie geil es ist, auf `nem Konz die Rübe zu schütteln und sich gehen zu lassen ("Onward To Mayhem", "My Definition"). 9. Ihr seid nun schon von Anbeginn an bei Earth
A.D unter Vertrag und Philipp: Man soll ja niemals "nie"
sagen, aber bis jetzt sind wir sehr zufrieden mit Earth A.D. und werden
mindestens unseren nächsten Longplayer da abliefern. Es gibt mittlerweile
ein paar ganz interessante Anfragen für die Zeit danach, aber das
warten wir ganz gelassen ab. Earth A.D. legen uns ja auch keinerlei
Steine in den Weg, wenn wir mal bei einem anderen Label eine 7",
10" oder Samplerbeiträge machen. Die neue Platte kommt sogar
als Vinylversion bei einem anderem Label raus, nämlich beim französischen
Label Mass Productions. Das war einfach eine Idee von uns, CD und LP
auf zwei verschiedene Label zu verteilen, um über die unterschiedlichen
Vertriebswege und Werbemethoden weitere Personenkreise zu erreichen.
In dieser Hinsicht unterstützen Earth A.D. uns also voll, indem
sie bei Lizensierungen für andere Länder kein Geld verlangen,
denn der Labelchef Christian Huber sieht alle diese Aktionen als Werbung
für BONEHOUSE und damit letztendlich auch für ihn! Uns gefällt
an der Arbeit mit Earth A.D., dass wir die völlige Kontrolle über
unsere Produkte haben. Bei einem größeren Label hätten
wir natürlich Chancen für fettere Touren und mehr Anzeigen
usw., müssten dafür aber auch einige Rechte abgeben. Zum Beispiel
machen wir jetzt das ganze Merchandise wie T-Shirts, Aufkleber, Buttons,
Mützen, Caps, Poster und Aufnäher selbst und können somit
die Preise dafür bestimmen und müssen niemandem was von den
Gewinnen abgeben. Oft werden wir gefragt, ob die Entfernung Kiel - München
nicht ein Problem darstelle, aber wir haben fast täglich über
e-mail und Telephon Kontakt und treffen uns auch ab und zu auf Konzerten.
Es werden also alle Aktionen miteinander besprochen, da wird nix über
den Kopf des anderen entschieden. Philipp: Ja, allein mit BONEHOUSE gehen wir 2003 ins zehnte Jahr - und dann wird gefeiert! Die Frage ist sehr global und im Grunde nicht in einigen wenigen Sätzen zu beantworten. Aber ich finde, dass es in letzter Zeit viele neue, hervorragende Bands und Fanzines gibt. Allerdings geht damit Hand in Hand, dass sich alles in kleine Sub-Genres zersplittert hat. Die einzelne Band hat es heute sehr schwer auf sich aufmerksam zu machen. Die Zeit der großen Konsens-Bands, zu deren Konzerten Tausende von Leuten kommen, scheint vorbei zu sein. Generell scheint das Interesse Bands live zu sehen, wieder zuzunehmen, aber die ernorme Vielfalt an Stilen, Genres und Bands führt dennoch mit sich, dass diverse Underground-Konzerte sehr schwache Besucherzahlen aufweisen. Da kann man nur hoffen, dass der Underground nicht irgendwann wegbricht und wir nur noch Retorten-Kombos der Marke "Popstars" vorgesetzt bekommen! Interessant auch die Entwicklung der "neuen Medien" - wobei ich mir noch nicht sicher bin, ob das sich im Endeffekt positiv oder negativ auswirken wird. Sicherlich geil, dass im Grunde jede Band relativ kostengünstig eine Homepage erstellen kann, aber ich habe auch schon von Leuten gehört, dass sie sich keine Fanzines mehr besorgen, weil man jetzt ja alle News schneller und umsonst aus dem Netz bekomme. Eine Horrorvorstellung, wenn alle so denken sollten! 11. Wenn ihr die Zeit ein paar Jahre zurück
drehen könntet - was würdet 12. Ihr habt euer aktuelles Album wie schon euer
Demo und das CD Debüt 13. Wie sieht es mit euren Liveaktivitäten
aus? Ist da was Philipp: Yep, wir werden im Herbst auf Tour gehen und arbeiten zusammen mit einem Booker an einem guten Package, dass optimal zusammenpasst. Achtet also auf die genauen Termine in den Magazinen und auf unserer Homepage. Vorher werden wir schön an den Wochenenden zocken und auf diversen Festivals spielen. Besonders freuen wir uns da aufs FORCE ATTACK, immerhin das größte europäische Punk-Open Air (diesmal mit EXPLOITED, G.B.H., DRITTE WAHL, U.K. SUBS usw.). Vorher gibt es das Grind The Nazi Scum II, dann noch ein Ding im Osten mit DRITTE WAHL und ein dickes HC-Festival in Frankreich, leider am selben Wochenende wie Wacken, schnüff. Und mal sehen, was noch so geht... 14. Wie waren die bisherigen Reaktionen auf "Onward
To Mayhem" und wie 15. Was würdet ihr jungen Bands als Ratschlag
mit auf den Weg geben die 16. Was war die bisher positivste Erfahrung in
der Geschichte von Bonehouse und was die negativste? 18. Was wird man von Bonehouse in Zukunft noch
so alles erwarten können? 19. Eure obligatorischen Last Words: |
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