g.u.c. inti (2002)
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Philipp: Guten Tach, Ralf. Moin, G.U.C.-Leser ! BONEHOUSE gibt es seit 1993, was also nichts anderes bedeutet, als dass wir nächstes Jahr unser zehnjähriges Jubiläum feiern können. In den bisherigen neun Jahren haben wir konsequent unseren Stil durchgezogen: HARDCORE PUNK mit starker Metalkante, schön räudig und schnell dargeboten. Am Anfang klangen wir allerdings noch etwas knüppeliger mit Grindcore- und Death Metal-Einflüssen. Diese Elemente sind einer eher punkigeren Ausrichtung gewichen. Frag mich nicht warum, das kam einfach so. Von den damaligen Gründungsnasen sind Karl Heinz Stietzel - genannt "Dr. Rhythm" - und ich (Philipp/Gesang und Gepöbel) dabei. Nach wenigen Wechseln kamen nach und nach Bassist Martin sowie die Klampfenknechte Pete und Späthi dazu. 2. "Onward to Mayhem" ist nicht eure erste C. D., berichtet über die vorherigen Scheiben, und was macht den Unterschied zur aktuellen Veröffentlichung aus? Philipp: Nach unserem Debut-Demo "No
Fear" (`95) haben wir die Bandkasse geplündert, unsere Ersparnisse
dazugeschmissen und sind eine amtliche Eigenproduktion angegangen. Das
Ergebnis war die MCD "Symmetry Of Decadence" (`96), die neben
8 eigenen Songs auch eine Coverversion von den VARUKERS ("Who Pays?")
bot. Einige der Songs mag ich auch heute noch, etwa "Life For Change"
oder "Living In The Cold", welches wir auch immer noch spielen.
Insgesamt schön kompromisslos und voll auf die Glocke. Auch Produktion
und Verpackung sind uns ganz gut gelungen, was irgendwie die Aufmerksamkeit
von Earth A. D.-Records erregte, die uns einen Vertrach anboten und
die MCD dann rereleasten. Deutlich besser sind aber die beiden folgenden
Longplayer "Dogbite" und "Steamroller" (jeweils
CD und LP, `98 und 2000), die einfach überzeugendere Songs boten.
Auf "Dogbite" kamen erstmals Rock`n`Roll-Elemente dazu, der
Gesang wurde etwas klarer und somit aggressiver und die Refrains einprägsamer.
""Damned & Drowned", "Dogbite" und "Destroy
The City" würde ich als Highlights nennen, ganz geil auch
die Coverversion von den CRO-MAGS "Don`t Tread On Me". Bisher
hatten wir immer in Kiel bei Ulf Nagel aufgenommen, für "Steamroller"
wollten wir mal was anderes probieren und sind nach Schweden ins Sunlight
geeiert. Das Ding ist auch eine Granate geworden, superschnell eingerotzt,
im Nachhinein fast zu schnell, aber dadurch sprüht die Scheibe
nur so vor Energie. Sonx wie "Maria Mar", "Cancel You",
"I Don`t Think So", "No Guts No Glory", "You
Won`t Change Me" und "Testosterone" zeigen nicht nur
unsere Gitarristen bei geilen Bratzriffs und melodischen Soli in Höchstform,
auch haben wir gesangsmäßig wesentlich mehr Abwechslung reingebracht,
z.B. durch den Brüll/Kreisch-Wechselgesang zwischen Kalle und mir.
Alle diese Trademarks haben wir auf "Onward To Mayhem" weiter
ausgebaut, wobei meiner Meinung nach weniger Rock`n`Roll, dafür
mehr Hardcore und Punk enthalten ist. Ist aber für mich noch schwierig,
das objektiv zu beurteilen. Insgesamt ist die Platte aber auf jeden
Fall unsere bisher abwechslungsreichste. Denn auf brutale Crust-Fetzer
wie "Blast Away (The Rich)" treffen stampfig-rockende Sonx
der Sorte "Shut `Em Down", auf punkige Brecher wie "My
Definition" prallen thrashige Attacken ("Instinct For Trouble").
Und melodisch isses geworden, vor allem in Gitarrenbereich, die Jungs
haben da so einige doppelstimmige Sperenzchen draufgepackt, die voll
süchtig machen. Auch von der Produktion her ein klarer Schritt
nach vorne, wofür wieder der Kieler Ulf Nagel verantwortlich war.
Textlich geht es um Antifaschismus ("Fascist Pig", "Shut
Èm Down"), Sexismus ("Handcuffed & Horny"),
Waffennarren ("Disarm Charlton Heston"), aber auch persönliche
Erlebnisse ("My Defintion" z.B. - Petes Darstellung, was es
für ihn bedeutet Musik zu machen). Also wieder Feuer frei auf alle
Wixer! Philipp: Ja, das hast du sehr treffend
charakterisiert. Und genau diese Musik hören wir auch privat, denn
was gibt es Aufregenderes als HC/Punk und/oder Metal? Alle anderen Musikstile
berühren zumindest mich emotional überhaupt nicht. Stöbertest
Du bei mir im Plattenschrank, fändest Du so unterschiedliche Sachen
wie CRUMBSUCKERS, AGNOSTIC FRONT, SLAYER, US BOMBS, SOCIAL DISTORTION,
WOLFBRIGADE, EXODUS, BONECRUSHER usw. Viel klassischer Old School-HC
also, Thrash Metal, Death Metal, Streetpunk, auch Heavy Metal. Kalle
hingegen ist mehr auf Punk a la VARUKERS, DEFIANCE, KAOOS, BOMB BLAST
MAN .. fixiert, hört aber auch ganz gern mal derberen Metal der
Sorte NAPALM DEATH oder BENEDICTION. Unsere Klampfer fahren beide auf
ENTOMBED, SOCIAL DISTORTION, MOTÖRHEAD und diesen ganzen Rock`n`Roll-Schmonz
ab. Letzteres kann ich gar nicht so gut nachvollziehen, für mich
ist das ein lauer Aufguss der 80er Hardrock-Scheiße, die ich schon
damals gehasst habe. Die wahren Rotz-Gods sind für mich ROSE TATTOO!
Unser Martin am Bass hört auch viel diesen neuen Rock`n`Roll-Dreck,
zum Glück aber auch US BOMBS, VOIVOD, TROUBLE oder BONEHOUSE. Kalle
und ich haben aber bei weitem die größten Plattensammlungen,
wir leiden wohl unter krankhaftem Sammeltrieb. Die anderen sind nicht
so gestört, eher `normale` Hörer mit ein paar hundert Scheiben
jeweils. Schmeißt Du hingegen Kalles und meine Scheiben zusammen,
so erhältst Du ein "Who is who?" in Sachen Punk/HC und
Metal...
Philipp: Schön, wenn man das raushört,
denn genauso ist es wirklich! Und zum Glück, sach ich mal, denn
außer BONEHOUSE bleibt mir nicht mehr viel Freizeit. Proben, Konzerte
spielen, Post, Interviews, Texte schreiben, Gigs organisieren - wenn
ich da auch noch mit Wixern in einer Band spielen würde, könnte
ich mich gleich erschießen... Unsre Interessen sind dieselben,
daher besuchen wir auch privat zusammen oft irgendwelche Konzerte und
da wir im Großen und Ganzen auch denselben Freundeskreis haben,
treffen wir uns auch meistens, wenn irgendwer eine Party schmeißt.
Wir kannten uns auch vor der Gründung von BONEHOUSE schon. Du weißt
ja, wie das so abläuft, wenn in einer relativ kleinen Stadt wie
Kiel Konzerte stattfinden, gehen eigentlich alle hin und so kennt man
die meisten aus der Metal- und/oder Punk-Szene mindestens vom Sehen
und Smalltalken. Da weiß man denn auch, wer engagiert in Sachen
Musik ist und wer auch inhaltlich hinter einer links ausgerichteten,
antifaschistischen Band stehen könnte. Und so war es bei uns eigentlich
nie so, dass wir Anzeigen geschaltet haben, um Musiker zu finden, sondern
wir fragten einfach die betreffenden Freaks, von denen wir wussten,
dass sie menschlich, musikalisch und ideologisch gut dazupassen. Im
Falle von Späthi, der ja erst vor 2 Jahren dazugestoßen ist,
war es auch so. Wir kannten ihn zwar vor seinem Einstieg noch nicht
so intensiv wie jetzt, aber das ist dann schnell zusammengewachsen und
unsere jeweiligen Freundeskreise sind dann auch zum großen Teil
miteinander verschmolzen. Philipp: Auf jeden Fall! MOTÖRHEAD
zählen zu den Bands, die jeder Einzelne von uns mag. Allerdings
ist es schade, dass Lemmy dieses Faible für Nazi-Embleme und Kriegs-Bullshit
hat. Meiner Meinung hat er das nicht nötig, denn seine Texte zeugen
durchaus von hoher Intelligenz.
Philipp: Wir sind überaus zufrieden mit Earth A. D.! Es ist natürlich ein kleines Label, welches keine Touren organisieren kann oder irgendwelche ganzseitigen Anzeigen schaltet. Aber im Live-Bereich arbeiten wir mit verschiedenen Bookern zusammen und organisieren gern viele Shows allein. Immerhin ist es heutzutage nicht selbstverständlich, dass ein Undergroundlabel einer Band die Produktion und die Herstellung der CD`s finanziert. Auch kleinere Anzeigen und Samplerbeiträge organisieren Earth A.D. und wenn mal etwas zu teuer wird, dann teilen wir uns die Kosten. Bei der Abrechnung aus Plattenverkäufen haben wir einen sehr fairen Deal und in Bezug auf Promo-CD´s für Klubs, Veranstalter usw. sind sie auch nicht knauserig. Was besonders geil ist: Wenn wir mal ein Angebot von einem anderen Label für eine 7", 10" oder Sampler-Beiträge erhalten, dann unterstützen uns Earth A.D. ohne Ausnahme. So haben wir eine Split-7" mit SMOKE BLOW und eine Split-10" mit THE FYREDOGS rausgehauen und planen in dieser Hinsicht weitere Aktionen. Momentan warten wir gerade auf die Vinyl-Version von "Onward To Mayhem", die ausnahmsweise nicht über Earth A.D. erscheint, sondern über das französische Label MASS PRODUCTIONS (u.a. STEROIDS, RAW POWER uvm.). Das war mal eine Idee von uns, andere Kreise und neue Vertriebsstrukturen zu nutzen und auch da waren Earth A.D. sehr kooperatiiv. Sie erlaubten es nicht nur (immerhin wäre nichts dagegen einzuwenden gewesen, wenn sie das Vinyl selbst hätten machen wollen), sie haben sogar keinerlei Lizensierungskohle von den Franzosen erhoben. Das erleichtert solche Kooperationen mit anderen Labels natürlich ungemein und daher verhandeln wir momentan mit Labels in Japan und Brasilien über weitere Lizensierungen.
Philipp: Wir spielen eigentlich ständig
Gigs am Wochenende und zu jeder neuen Scheibe gibt`s eine Tour. Die
nächste Tour wird vom 11.10 bis zum 27.10. abgehen und außer
Deutschland auch einige Gigs in Frankreich anpeilen. Es sieht sehr gut
dafür aus, dass die Kollegen von RAWSIDE mit dabei sind. Die spielen
geilen HardcorePunk und passen nach Meinung aller Beteiligten hervorragend
zu uns. Wäre hammergeil, hoffentlich klappt es wirklich. RAWSIDE
haben übrigens auch kürzlich bei Earth A.D. unterschrieben.
Philipp: Oh, da gibt`s wirklich so Einiges.
Unser Schlagwerker Kalle ist z.B. immer für Überraschungen
gut. Auf der letzten Tour musste er nach unserem Gig im Leipziger Conne
Island unbedingt noch feiern gehen. Er eierte mit dem Mitbewohner des
Veranstalters ins Nachtleben der Stadt. Obwohl wir ihm noch eingebläut
haben, sich die Pennadresse aufzuschreiben, hat er im Laufe der Nacht
sowohl die Adresse als auch seinen Begleiter verloren. Doch damit nicht
genug - im Punk-Laden "Zorro" unterhielt er sich zunächst
friedlich mit einigen Freaks, die sich jedoch plötzlich als aggressive
Schläger entpuppten. Wie groß ist die Chance, als Punk ausgerechnet
in einem Szene-Laden von Brutalinskis aufs Maul zu kriegen? Zum Glück
kam Kalle mit einigen blauen Flecken davon, wusste nun jedoch nicht,
wohin. Also nahm er sich kurzerhand ein paar Zeitungen und versuchte
in einem Hauseingang zu ratzen (immerhin im März). Doch selbst
da verfolgte ihn das Pech: Ein erboster und pflichtbewusster Hausmeister
wollte wohl nicht solches Gesocks in seinen Heiligtümern dulden
und zog dem schlafenden Kalle schön ein paar mit `nem Besen über!
Irgendwie fand Kalle schließlich noch den Weg zu uns, zum Glück
hatten wir da nur noch einen Gig zu bestreiten... Philipp: Wir haben aus den "Onward
To Mayhem"-Sessions noch zwei Songs übrig, die wir zurückbehalten
haben, weil die Platte sonst definitiv zu lang geworden wäre. Diese
beiden Songs werden wir rechtzeitig zur Tour als Single über das
coole Offenzline-Label veröffentlichen. Ansonsten stehen viele
Gigs, die Tour, die Vinyl-Version von "Onward To Mayhem" und
ständige Erweiterungen unser Homepage auf dem Zettel. Natürlich
arbeiten wir auch bereits an der nächsten Platte, beim bisherigen
Songwriting lief alles wie geschmiert, dat wird wohl ein ziemlicher
Brocken! Musikalisch gesehen scheint es etwas härter zu werden,
wobei die typische Eingängigkeit der Refrains und geile Gitarren-Melodien
weiterhin vorkommen. Texte hab ich noch nicht fertig, aber bereits viele
Ideen. |
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