1.
Fangen wir bei der Produktion zu "Onward to Mayhem" an. In
Kiel mit Ulf entstanden, wie schon die ersten beiden Alben. Zwischendurch
habt Ihr es anderweitig probiert und die ersten beiden Dinger waren
soundtechnisch ja auch nicht der Oberknaller. Wieso jetzt wieder mit
Ulf in Kiel? Hat er Euich mit einer "Geld zurück"-Garantie
gelockt? Das Ergebnis ist jedenfalls oberamtlich, knallt recht ordentlich.
Philipp: Ja, Moin Otger! Erstmal Hallo und vielen Dank, wir sind
auch recht zufrieden mit dem klanglichen Resultat. Für uns war
es eher ein Experiment, mal nach Schweden zugehen und ein anderes Studio
bzw. einen anderen Produzenten auszuprobieren. Uns war danach völlig
klar, dass Ulf sich in allen Belangen gesteigert hat und seine bisherigen
Produktionen mit uns und wohl auch die aus dem Sunlight übertreffen
wird. Denn erst mal hat er zu der Zeit, als wir im Sunlight "Steamroller"
aufgenommen haben, ein neues Studio mit neuen Klamotten eingerichtet,
außerdem hat er mit diversen Hammerproduktionen (u.a. NOISE FOREST,
SMOKE BLOW, TURBOSTAAT usw.) in der Zwischenzeit bewiesen, was er so
zaubern kann. Im Grunde kann man dieses Mal auch erst erstmalig von
einer "Produktion" im eigentlichen Sinne sprechen, alles vorherige
wurde eigentlich lediglich aufgenommen und engineert. Aber dieses Mal
haben wir mit Ulf eine Vorproduktion gemacht und sind die Songs anhand
dieser nicht nur innerhalb der Band, sondern eben auch mit Ulf durchgegangen.
Im Studio haben wir dann alles so spontan wie möglich gehalten,
um die Platte schön spritzig und lebendig wie bei `nem Gig zu halten.
Das Schlagzeug wurde zusammen mit beiden Gitarren aufgenommen, die wir
gleich drauflassen konnten, und vieles, was man da hört, ist wirklich
der erste Take. Wenn irgendwas nicht beim zweiten Mal hingehauen hat,
sind wir gleich zum nächsten Song übergegangen. Auch beim
Gesang wurde so wenig wie möglich rumgeschnippelt: Es ist ja für
jeden Sänger eine Versuchung, bestimmte Passagen noch mal neu zu
singen und an der entsprechenden Stelle reinzudroppen. Ulf ist aber
der Meinung, dass ein solches Vorgehen den usprünglichen Gesangsbogen
verstümmeln kann und die Songs damit an Authentizität verlieren.
2.
Die CD kam wieder via Earth A.D., das Vinyl über Mass Productions
aus Frankreich. Kann es sein, daß Eure Vinyls ständig woanders
rauskommen? Wie seid Ihr an die Franzmänner gekommen oder die an
Euch?
Philipp: Bisher sind die Vinyl-Longplayer
(also "Dogbite" und "Steamroller") schon auch bei
Earth A.D. (http://www.earth-ad.com/)
erschienen. Die stehen ja genau wie wir auf LP`s. Lediglich die kleineren
Split-Geschichten haben wir woanders rausgebracht. Das hat sich immer
einfach so ergeben, wenn uns ein Label gefragt hat, und Earth A.D. legen
uns da auch nie Steine in den Weg. Im Gegenteil, der Chef Christian
Huber sieht das als Werbung für seine Band, von der er letztendlich
auch etwas hat. Ein anderes Label nutzt andere Vertriebswege, erreicht
andere Leute und vielleicht interessieren sich diese ja auch für
die weiteren Veröffentlichungen der Band. Das waren auch unsere
Überlegungen, warum wir die Vinyl-Version mal über ein anderes
Label rausbringen könnten. Earth A. D. hätten es natürlich
auch gemacht, nur wohl nicht mit Klappcover. Wir haben uns dann mal
umgehört, was ganz interessant war, denn wir haben uns vorher ja
noch nie bei einem Label beworben. (Der erste Kontakt zu Earth A.D.
ging von denen aus). Mittlerweile kannten wir einige Label, die irgendwann
mal Interesse an uns signalisiert hatten, andere Labels fanden wir von
ihren Veröffentlichungen her einfach sehr geil. Und die Franzosen
MASS PRODUCTIONS (http://www.massprod.com/)
fielen in letztere Kategorie, hatten sie z.B. die letzten Scheiben von
RAW POWER, THE STEROIDS oder ONE WAY SYSTEM veröffentlicht.
3.
Ist etwas ungewöhnlich heutzutage, die Vinylversion so aufwendig
zu gestalten. Die Company hat "Onward" ein Gatefold samt Inlet
spendiert. Wessen Idee war es und gab es eventuelle Streitgespräche
darüber?
Philipp: Ja, man spinnt bei der Ausarbeitung der Artwork-Ideen
immer ein bisschen rum und irgendwann kam die Erkenntnis, dass dat Ganze
im Klappcover sicherlich sehr amtlich rüberkommen müsste.
Tatsächlich haben dann immerhin 2 Labels gesagt, dass sie unsere
Ideen so umsetzen würden. Wir hatten für den Fall, dass es
mit dem Gatefold gar nicht hinhaut schon Alternativen im Hinterkopf
gehabt (z.B. das Innere des Klappcovers als Faltposter beizulegen).
Es gab natürlich auch 2, 3 Labels, die gesagt haben, dass ihnen
ein Gatefold zu aufwändig sei. Aber immerhin hat das Label, welches
die Scheibe als LP rausbringt, die Platte für lau gekriegt! Earth
A.D. haben keinen Cent für die Lizensierung genommen! Ist sicher
selten heutzutage und ein Zeichen für die Underground-Einstellung
von Christian Huber! Wir fanden unter diesen Umständen schon, dass
dat Label der LP dann auch ein bisschen in die Aufmachung investieren
kann. Mit Vince von Mass. Prod. hat das problemlos geklappt, Earth A.D.
und er haben einfach 1: 1 CD`s gegen LP`s getauscht
4.
Ihr habt ja auch schon selbst Vinyl herausgegeben. War es für Euch
keine Alternative, die LP-Version selbst pressen zu lassen?
Philipp: Wir haben die Split-7" mit SMOKE BLOW zusammen
mit denen rausgebracht, das war aber auch nur eine 300er Auflage. Generell
ist das natürlich eine Alternative, man muss eben nur die Mittel
dazu haben. Wir machen ja immer schon T-Shirts, Aufkleber, Badges, Aufnäher
usw. selbst - das dauert immer ganz schön lange, bis man das ausgelegte
Geld reinbekommt
Tatsächlich hat noch keiner bei BONEHOUSE
auch nur irgendeinen Pfennig mit der Band verdient. Dat Geld rinnt uns
wie Wasser ausse Finger, he he - aber eben, weil es komplett wieder
in die Band gesteckt wird. Die LP hätte uns dann doch finanziell
überfordert. Vielleicht später mal
5.
Warum gab es so lange Zeit zwischen CD- und Vinylversion? Vertraglich
bedingt, Earth A.D. Vorbehalt oder weil die Franzis das nicht so schnell
auf die reihe gekriegt haben?
Philipp: Nein, nein, Vorbehalte oder Verträge gab es keine.
Am ehesten Deine letztere Vermutung, denn MASS PRODUCTIONS hatten recht
viel zu tun. Die ham das auch ziemlich akkurat gemacht und erst mal
Testpressungen anfertigen lassen, die sie uns dann zur Beurteilung geschickt
haben. Sowas überspringen die meisten Labels, bietet zwar Sicherheit,
kostet aber eben auch Zeit. Auch die Phase der Labelfindung und der
Dialoge hat natürlich Zeit gekostet, denn erst als wir die Aufnahmen
hatten und die Verpackung einigermaßen stand, konnten wir da konkret
werden.
6.
Was zum Teufel hat Pete da eigentlich zusammengeklaubt für das
aufgeklappte Motiv? Habe die CD nicht gesehen, nehme aber mal an, dort
ist es auch in irgendeiner Form verwendet worden, die Mittelseiten bieten
sich ja dafür an. Zwei Weiber in Punkkluft, die ihren Arsch zusammenklatschen
und von Euch von unten Fotografiert? Wie kommt man auf solche Ideen?
Philipp: Har har, das Photo ist gar nicht konstruiert, sondern
tatsächlich irgendwo in Flensburg auf einer Party geschossen worden.
Ein Kollege von uns hat das Teil riesig vergrößert bei sich
im Zimmer hängen. Ich glaube Kalle (Schlagzeug) erzählte uns
mal davon und wir dachten, dass ein solches Pic vielleicht gut inne
Platte passen könnte. So von wegen: Die Scheibe heißt "Hinein
ins Gemetzel/in den Kampf" und das Foto zeigt jetzt den Zustand
danach, the morning after quasi. In der CD ist das Bild auch, dort halt
in der Mitte des Booklets. Die beiden Damen sind mit der Veröffentlichung
übrigens im Nachhinein einverstanden, eine der beiden haben wir
neulich bei einem Gig in Flensburg kennengelernt. Ist ja auch recht
vorteilhaft fotografiert, und ein Freiexemplar habe ich ihr auch sofort
gerne überreicht.
7.
So, kommen wir dann nochmal kurz auf die Split mit den Fyredogs zu sprechen.
Das Coverartwork wurde von Euch ja ausführlich im Inlet kommentiert.
Ist die Split schon wieder so lange her,. Daß es aktuell war?
Oder brannte es Euch jahrelang auf der Seele? Wie sieht's jetzt, rund
drei Jahre später, aus? Immer noch keine Entspannung der Undergroundlage?
Philipp: Als die Split erschienen ist, wurde hier einer der beliebtesten
Klubs überhaupt von der Stadt abgerissen, der auch noch zahlreichen
Bands Proberäume bot. Das hat uns ziemlich angepisst, zumal es
symptomatisch für die Kultur-Politik nicht nur in Kiel ist. Die
subkulturelle Underground-Szene zählt einen Dreck, sobald ordentlich
Knete gescheffelt werden kann, wird so ein Gebäude kurzerhand abgerissen.
Auf "Onward To Mayhem" gibt`s dann auch einen Song namens
"This Means Nothing", der sich mit der Wichtigkeit beschäftigt,
besetzte oder selbstverwaltete Zentren zu erhalten. Ein zeitloses Thema,
dieser Kampf wird nie vorüber sein.
8. Das Label von den
Fyredogs wollte ja wohl etwas mit Euch machen. Dann habt Ihr die Split
vorgeschlagen, korrekt? Wer hatte die Idee, es in Form einer 10"
zu machen und warum dies eher ungewöhnliche Format?
Philipp: Ah, das war ein bisschen anders. Ursprünglich wollten
wir mit einer Hardcoreband aus Köln namens RUN FAT BOY RUN eine
Split-7" machen. Bei denen hat Ex-Kieler Boris (u.a. JIGSAW, EROSION)
Gitarre gespielt und wir haben uns sehr gut mit ihnen verstanden. Auf
unserer 2000er Tour mit SMOKE BLOW waren die auch auf drei Gigs dabei.
Völlig unabhängig davon sprach uns auf derselben Tour Lemmi
von Offenzline Productions (http://www.offenzline.de/)
an, ob wir nicht Bock hätten, unsere nächste LP bei ihm rauszubringen.
Wir wollten Earth A. D. nicht verlassen, erzählten ihm aber von
der Split. Dann haben sich RUN FAT BOY RUN aber umbesetzt und umbenannt.
Unser Kumpel zockt immer noch in der Nachfolgeband THE FYREDOGS, die
Punk`n`Roll- Mucke mit viel Power und geilen Ohrwurmmelodien machen.
War alles natürlich kein Grund die Split-Pläne fallen zu lassen,
nur kam genügend Material zusammen, dass wir gleich eine Zehnzoll-Attacke
starteten. Ich weiß gar nicht mehr, wer darauf kam, aber das ist
doch ein geiles Format! Gibt übrigens nur noch sehr wenige von
der 10"! Wird demnächst wohl nachgepresst, aber nicht mehr
in farbigem Vinyl. Offenzline haben also nicht exklusiv mit THE FYREDOGS
wat am Hut. Empfehlenswert ist auch eine weitere 10" auf Offenzline,
eine Split von THE FYREDOGS mit TYPHOON MOTOR DUDES (wo unser Ex-Gitarrist
Helge mitspielt)!
9.
Ihr covert einen Song der Fyredogs, die einen von Euch. Kannten sich
die Bands schon vorher, warum diese gegenseitige Covergeschichte und
wie ging die Songwahl von statten?
Philipp: Yeah, die Versionen standen bereits fest, als die Band
noch Hardcore gemacht hat und RUN FAT BOY RUN hieß. Wir fanden
die Idee, sich gegenseitig zu covern, witzig und haben uns da gegenseitig
freie Hand gelassen. Die Songs unterscheiden sich erheblich von ihren
jeweiligen Originalversionen, es haben auch diverse Leute und Reviews
ausgesagt, dass die Cover gar nicht als Fremdkompositionen aus dem Rahmen
fallen. Die Version der FYREDOGS von unserem "I Don`t Think So"
finde ich jedenfalls klasse, ist viel melodischer als unsere.
10.
Erscheint bis Ende des Jahres noch was neues von Euch, so Single o.ä.?
Seid ja da immer gut am Werkeln gewesen die Jahre.
Philipp: Sogar recht bald! Über Offenzline Productions kommt
eine schöne 7" mit zwei unveröffentlichten Songs. Die
werden auch nur auf der Single drauf sein und nicht später wieder
neu aufgenommen und woanders verbraten werden! Beide Songs, "Wankers"
und "Lawless War" stammen aus den Aufnahmen zur "Onward
To Mayhem". Wir mussten zwei Titel weglassen, weil die Platte sonst
die 50 Minuten deutlich überschritten hätte, was uns zuviel
gewesen wäre. Das Vinyl ist mit der jetzigen Spielzeit schon bis
zur Grenze der vertretbaren Kapazität ausgelastet. War allerdings
ein ganz schöner Kampf, welche Songs denn nun weggelassen werden
sollen
Wir hoffen, dass das Teil rechtzeitig zur Tour aus dem Presswerk rollt.
Das Cover ist übrigens sehenswert
11.
Sach mal was zur anstehenden bzw. Bei Erscheinen wohl laufenden Tour.
Berlin steht nicht auf dem Plan. Wie ausgesucht, warum und was sagt
Ihr zu Eurer Begleitung auf Tour? Wunschband, Kumpels oder was?
Philipp: Berlin ist mittlerweile dabei! Hier mal die Termine:
11.10. - Düsseldorf - AK 47 + THE FYREDOGS
12.10. - Bielefeld - AJZ
13.10. - Genf (Schweiz) - squatt du Chalet des Chènes + STEROIDS
14.10. - France (Paris?)
15.10. - St.-Brieuc - Le Wagon
16.10. - Rennes (France) + PSYCHO PUNCH
17.10. - off day zum Fahren
18.10. - Leipzig - Conne Island + RAWSIDE
19.10. - Bregenz (A - Grenznähe CH / D) - Juz Between + RAWSIDE
20.10. - Freiburg - Cafe Atlantik + RAWSIDE
21.10. - off day
22.10. - TBA!
23.10. - Weimar + WORLD DOWN
24.10. - Berlin - Köpi + RAWSIDE
25.10. - Bischofswerda - East Club + RAWSIDE
26.10. - Rostock - Ms Stubnitz + RAWSIDE
27.10. - Oberhausen - Zentrum Altenberg + RAWSIDE
09.11. - Moers - Volksschule + FINAL LINE
15.11. - Kolding (Dänemark) - Rockin` House
29. + 30.11. - Kiel - Alte Meierei "The decline of Kiel`s
civilization"-Festival + SMOKE BLOW + THE CREETINS + TYPHOON
MOTOR DUDES + ABGELEHNT + SUBURBAN SCUMBAGS
Ist für uns ein sehr geiles Paket, denn mit RAWSIDE ist bei vielen
Dates eine Band dabei, die wir alle sehr gern hören. Tatsächlich
eine Wunschband, zu der wir selbst den Kontakt hergestellt haben, als
bekannt wurde, dass die sich reformieren! Wir kannten RAWSIDE vorher
nicht persönlich, freuten uns daher umso mehr, als wir hörten,
dass Sänger Henne BONEHOUSE sehr mag und alle Scheiben von uns
hat.
Mittlerweile sind RAWSIDE auch bei Earth A.D., haben gerade ihre "The
Police Terror-VKJ-Compilation"-CD da veröffentlicht. Totaler
Tipp! Brutaler Hardcore mit kampfbereiten Texten!
Außerdem spielen wir ja einige Gigs mit anderen geilen Bands wie
unseren Kumpels von WORLD.DOWN aus Erfurt oder den schon erwähnten
FYREDOGS. Die Dates in Frankreich und der Schweiz (u.a. mit PSYCHO PUNCH
und STEROIDS) haben MASS PRODUCTIONS klargemacht, den Rest zum größten
Teil Weird World-Booking (http://www.weird-world.de/).
12. Zum Abschluß
noch eine Kiel-Berlin-Frage. Haben neulich gehört, daß es
einen kleinen Subkulturaustausch zwischen Berlin und Kiel geben soll.
Kieler Bands in Berlin, Berliner Bands in Kiel. Habt Ihr davon etwas
gehört, wißt Ihr, welche Bands aus Hafentown und ob die cool
sind?
Philipp: Ja, hab ich mitbekommen! Die
hatten uns auch für den Berliner Gig gefragt, leider hatten wir
keine Zeit. Soll leider nicht so gut gelaufen sein, möglicherweise
sollte man das Billing eher mischen aus Berliner und Kieler Bands zusammen
jeweils in Kiel und Berlin. Dabei waren aus Kiel auf jeden Fall MOSQUITO
JACK (Stoner Rock), ED RANDOM (Rock`n`Roll) , MADISON (Punkrock) und
... hmm, weiß nicht mehr. Alles coole Bands!
Bis denne
Otger
|