Philipp, Montag, 14.10.
2002, Off-Day in Paris:
Nach dem Frühstück inner Herberge bzw. Youth Hotel brechen wir
erst mal zu einer kleinen Sightseeing-Tour auf. Da Bollers Freundin Uli,
die gerade eine Woche Urlaub in Paris macht, sich recht gut auskennt,
führt sie unsere Gang an. So oft ist man ja schließlich nicht
in Paris und daher klettern wir ganz tourimäßig auf den Eiffelturm.
Ohne Lift kostet das 3,- Euro und der Blick von der zweiten Plattform
ist wirklich atemberaubend. Um uns herum ein riesiger Moloch von Stadt
mit unzähligen Bauwerken, die schon aus dieser Perspektive sehenswert
erscheinen. Die richtig abgefuckten Viertel, die es in Paris auch gibt
und die der Bronx in nichts nachstehen, sieht man von hier allerdings
nicht. Näxte Station ist das gigantische Sacre Coeur, `ne fette Kirche
auf einem hohen Berg. Wie viel Tausende armer Knechte wohl ihr Leben lassen
mussten, um dieses Machtsymbol der Kirche zu errichten? So langsam gehen
uns die Massen von Touris aber auf den Sack. Es ist überall voll,
laut und hektisch. Gerade latschen wir den Mont Martre runter, da fällt
uns auf, dass plötzlich überall Metaller rumhängen. Wir
erfahren, dass heute im "Elysée Mont Martre" In Flames,
Soilwork und Pain zocken. Da es bereits 17:00 Uhr ist, liegt der Showbeginn
nicht mehr fern. Ich sehr gleich zwei geile Möglichkeiten der Beschäftigung
für mich! 1. Flyer im Copyshop klarzumachen, um sie den ganzen Freaks
inne Hände zu drücken und 2. dat Konzi zu besuchen und ordentlich
die Rübe zu schütteln! Und so geschieht es. Die anderen ziehen
weiter und ich entere einen Internet-Laden, der immerhin einen Kopierer
hat. Da der Besitzer kein Englisch spricht und ich kein Französisch,
ist es aber verflucht schwer, mein Anliegen zu vermitteln. Aber irgendwie
gelingt es, mit Hilfe eines BONEHOUSE-Aufklebers und eines Kugelschreibers
schön scheiße aussehende Flyer zu kopieren. Immer jeweils 4
auf ein DIN A 4-Blatt, die ich dann per Hand mit `ner Schere auseinanderschnippel.
D.I.Y. pur! Mit 400 Handzetteln bewaffnet nähere ich mich dem Pulk
an Freakazoiden. Die reagieren ausgesprochen nett und bedanken sich für
den Zettel: "Merci!" heißt es und viele schütteln
mir gleich die Pranke und fragen mich, woher ich komme. Und als ich "d`Allemagne"
sage, schlägt mir erfreulicherweise Sympathie entgegen. Gerade die
Nasen in Wacken-Shirts zeigen sich interessiert, als ich von Schleswig-Holstein
erzähle. So ist ruckzuck die Zeit rum und als ich dat Elysée
betrete, fangen bald schon Pain an. Der Laden ist recht groß, vergleichbar
mit dem Docks in HH, große Bühne, sehr hohe Decke (mit aufwändigen
Stuck-Verzierungen) und fett breit. Locker 1500 - 2000 sind versammelt
und bejubeln Peter Tägtgren und seine Truppe. Ich finde PAIN nicht
so geil, Hypocrisys Death Metal-Geballer liegt mir doch mehr. Aber bei
bombastischem Sound + Licht lassen sich die recht verhaltenen, melodischen
Songs ertragen. Cool irgendwie die Beatles-Coverversion von "Eleanor
Rigby". Soilwork metern da wesentlich aggressiver los und begeistern
das gesamte Publikum. Ähnlich wie bei Fear Factory funktioniert der
Wechsel von Geknüppel und Gebrüll zu eingängigen Melodie-Refrains
perfekt, allerdings singt Björn Strid meiner Meinung nach besser
und kraftvoller als Burton C. Bell. War die Stimmung bisher schon sehr
gut, drehen die Pariser (ähem...) völlig am Rad, als In Flames
loszocken. Geiler Melo-Death Metal, die Schweden rocken 1 ½ Stunden
dat Haus. Von allen Scheiben die Highlights, bei "Only For The Weak"
und "Pinball Map" hüpft wirklich die gesamte Menschenmasse.
Dat hat Spaß gemacht und so verteile ich am Ausgang noch die letzten
Flyer und plaudere mit einigen Leuten. Nach einer U-Bahn-Fahrt und ein
wenig Suchen finde ich sogar das Youth Hotel und treffe gleich Späthi,
Klebo und Boller am Tresen der Bar im Keller. Noch 2, 3 Gläser Wein
und der Off-Day ist vorüber!
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