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Philipp:
Mittlerweile gibt es die ersten internen Top Gig-Hitlisten und für
Pete und Späthi war dies der bisher beste Gig. Mehrere Freaks springen
nach Gigende auffe Bühne und machen Fotos bzw. lassen sich mit uns
knipsen. Kalle wird folgendermaßen mit Lob eingedeckt: "Das
ist ja gigantisch, wie Sie Schlagzeug spielen! Diese Bassdrum! Wie lange
spielen Sie denn schon? Was, seit `82? Da war ich ja noch gar nicht geboren!"
O.K., Schichtwechsel. RAWSIDE brennen wieder alles nieder und begeistern
mit einem energischen Gig. Heute gefallen sie mir noch besser als gestern,
denn irgendwie wirkt heute generell alles entspannter und lockerer! Für
einige Lachtränen bei Boller + mir sorgt ein Hobby-Sänger, der
beim New Model Army-Cover "The Hunt" die Bühne entert und
völlig aus dem Takt ins Mikro bölkt. Sehr geil. Henne lässt
ihn grinsend gewähren und gibt ihm gegen Ende des Songs Zeichen,
so dass der letzte Refrain sogar im Timing ist. Heute sind meine Faves
"Ratten", "Staatsgewalt" und "Riot".
Es kommt, was kommen muss: Eine hemmungslose Aftershow-Party, bei der
sich alle Beteiligten + die verbleibenden Schluchtenscheißer die
Lampen ausschießen (bis auf die beiden Fahrer). Ein Typ nervt allerdings
auf Dauer, denn nachdem ihm schon nicht gelungen ist, unsere Backdrops
zu klauen, versucht er permanent, uns zu beschnacken, dass wir ihm doch
ein Backdrop schenken sollen! Manche Leute...
Anner Kneipe überm Zockraum ist die Mucke mittlerweile übermenschlich
laut, die Knöppe sind bis zum Anschlag aufgedreht, so dass einige
Songs bis zur Unkenntlichkeit verzerrt werden. Nervig für Klebo,
der dort seinen Stand hat und sich mit den Leuten nur brüllend verständigen
kann. Dat hält RAWSIDE-Verkäufer Hacke aber nicht ab, ihm und
jedem andren, der sich in seine Nähe wagt, eine derartige Blase ans
Ohr zu labern, dasset nich mehr normal ist. Heute erfreut er sich z.B.
an seiner neuesten Wortschöpfung "brontal"...
Henne erzählt mir neben vielen anderen Dingen auch die Story, wie
er auf BONEHOUSE gestoßen ist: Er war auf einem Emocore-Konz in
Berlin (Köpi), was ihn aber derart gelangweilt hat, dass er genervt
dat Venue verlassen hat und seinen Frust in der Kneipe "Trinkteufel"
runterspülen wollte. Auf seine erste Bier-Order sagte die Tresenfee:
"Moment. Wart mal, ich muss kurz noch eine CD einlegen." Laut
Henne begeisterte ihn dat darauf einsetzende Gemeter derart, dass er fragte:
"Ey, vergiss dat Bier! Wer ist denn die Band? BONEHOUSE? Pass auf,
gib mir die CD, ich fahr zu meiner Bude, brenn sie mir und bring sie Dir
gleich zurück!" Und so geschah es, und kurz danach hat Henne
sich alle restlichen Werke von uns besorgt.
Irgendwann rollen alle aussem Klub inne Herberge. Leider fällt es
schwer, Kalle noch aufrecht in den Bus zu verfrachten. Ich mach schon
zu früh 10 Kreuze, als ich Kalle die Treppe zu unserem Zimmer im
2. Stock hochgeleiten kann. Doch auf halber Strecke entdeckt der eine
HALLOWEEN-Deko und schnappt sich begeistert johlend einen riesigen Kürbiskopp.
Fast sind wir oben, ich mache "Psst! PSSST!" - nur noch 2 Stufen,
ich sehe schon die rettende Tür - da entgleitet Kalle der Kürbis
und donnert die Stufen mit ohrenbetäubendem Lärm hinunter, um
auf dem Zwischenstück mit einem schmatzenden Geräusch zu zerplatzen!
Rufe ertönen, Lichter gehen an, und schon steht eine erzürnte
Frau vor uns: Was ist hier los? Was... was machen Sie mit unserer Dekoration?
Wenn Sie nicht unverzüglich auf ihr Zimmer gehen, werfe ich sie raus!"
Uff, schnell schiebe ich den aufbegehrenden Kalle in unser Zweierzimmer
und schließe die Tür hinter uns zu. Als ich mich umdrehe, liegt
er schon in Klamotten auf dem Bett und schnarcht vor sich hin - in der
rechten Hand einen mit Spätzle gefüllten Plastikbecher.
Am nächsten Morgen genießen wir die Aussicht: Links der Bodensee,
rechts schneebedeckte Berggipfel.
Netterweise kriegen wir noch verspätet und trotz der Ruhestörung
ein fettes Frühstück.
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